Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Ich bin 1980 in Aschersleben/Sachsen-Anhalt geboren und hier auch aufgewachsen.

Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Nach meinem Abitur in Hettstedt, habe ich für zwei Jahre in Thüringen ein Studium der Medientechnologie absolviert. Nach einem Wechsel nach Magdeburg habe ich dort dann Politikwissenschaft und Soziologie studiert. Seit 2006 arbeite ich an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Seit 2009 bin ich für den Arbeitsbereich Internationale Kooperation verantwortlich und bin daher nicht nur viel in Deutschland, sondern auch international unterwegs.

Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Ich bin ein Kind der Wende. Politik spielte bei uns zu Hause eine wichtige Rolle. Ich habe die Zeit um die Wende sehr intensiv erlebt. Es war auch ein wenig eine Art Befreiung für mein Elternhaus, da sie immer wieder mit der DDR in Konflikt gerieten. Der Runde Tisch war Pflichtprogramm und auch irgendwo Initialzündung für mein politisches Interesse. Danach habe ich mich mehr und mehr für die politischen Abläufe, Prozesse und Programme interessiert.

Was treibt Sie an?

Auch wenn es vielleicht platt klingt – es ist die Verantwortung für die Freiheit. Gerade durch meinen familiären Hintergrund weiß ich, was Freiheit, aber ebenso was Verantwortung für sich und andere bedeutet. Wir leben heute in oftmals schnelllebigen Zeiten. Konflikte und Probleme flammen schnell auf und Politik versucht oftmals schnell irgendwie zu reagieren und vergisst dann aufgrund des Gutgemeinten gern die wichtige Leitlinien der Freiheits- und Bürgerrechte (wie z.B. bei der Datenspeicherung). Aber Verantwortung für die Freiheit bedeutet ebenso, dass wir für die jungen Menschen heute Möglichkeiten und Chancen schaffen müssen. In einer globalen Welt können nur diese erfolgreich Ihre Ideen umsetzen und das Leben gestalten, die im internationalen Wettbewerb mithalten können. Hierfür müssen wir die Grundlagen in unserer Gesellschaft schaffen. Die Basis hierfür ist die Bildung vom Kindergarten bis hoch zur Universität.

Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen?

Ich möchte die oben benannten Punkte in die politische Arbeit einbringen und dort vertreten. Bürgerrechte und Meinungsfreiheit brauchen Sprachrohre. Ich möchte hierfür eines sein. Ebenso möchte ich neue Wege in der Bildungspolitik vertreten. Ich habe hier bereits das Bildungsprogramm der Freien Demokraten Sachsen-Anhalts mitgestaltet und möchte dieses auch mit umsetzen.

Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt in Deutschland und in Europa und welche Perspektiven sehen Sie für das Land?

Sachsen-Anhalt ist ohne Deutschland und Europa nicht zu denken. Dies sind Ebenen die nur im Austausch gut funktionieren. Hier wurde Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren nicht immer gut positioniert. Vielmehr werden der Bund und Europa immer wieder als Gegenspieler oder als Ausreden (z.B. bei Stark III Stichwort Grundschulen) instrumentalisiert. Dies ist ein falscher Grundansatz. Wenn wir mit Sachsen-Anhalt in Deutschland erfolgreich sein wollen, kann man diesen Ansatz nicht weiter verfolgen. Ziel für ein erfolgreiches Sachsen-Anhalt muss ein Platz im ersten Drittel der Bundesländer in Sachsen-Anhalt sein. Ziel muss ebenso eine weitere Vernetzung in Europa sein. Die Voraussetzungen hierfür hat das Land Sachsen-Anhalt. Das Potential muss nun auch genutzt werden.

Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen-Anhalts mitgestalten?

Gestaltet wird Sachsen-Anhalt durch die vielen engagierten Menschen, Vereine, Schulen, Hochschulen und Unternehmen. Politik kann hier nur die Rahmenbedingungen schaffen. Dies geht insbesondere im Bereich der Innenpolitik (Stärkung der inneren Sicherheit), Bildungspolitik (mehr wirkliche Autonomie für Schulen und Hochschulen, Schluss mit dem Kürzungsirrsinn) und der Wirtschaftspolitik (Schluss mit der Subventionspolitik alla GroKo). Dort will ich mich engagieren und meinen Beitrag zum Aufbau von guten Rahmenbedingungen schaffen.

Wie denken Sie über die in Sachsen-Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge? Welche Chancen und Probleme sehen Sie und wie möchten Sie darauf reagieren?

Sachsen-Anhalt aber auch Deutschland steht vor einer der größten Herausforderungen der letzten 25 Jahre. Dass wir den vor Krieg flüchtenden Menschen Schutz bieten wollen und müssen, entspricht schon unserer gemeinsamen Werte. Dass es hier viele Bereiche gibt, in denen wir aktiv werden müssen und die auch Kraft kosten werden, ist aber auch die andere Wahrheit. Unser Bundesland steht dabei in der Pflicht, die Kommunen in die Lage zu versetzen, dieser Herausforderung gerecht zu werden. Dies beginnt bei der Registrierung der Flüchtlinge, der schnellen Entscheidung über Asyl, über die Bereitstellung von Wohnraum bis hin zur Frage der Bildungswege und Vermittlung von Arbeitsmöglichkeiten. In allen Bereich haben wir Risiken, aber auch Chancen. Und hier können die am ehesten die Situation einschätzen und konkret helfen, die vor Ort sind. Deswegen ist es Aufgabe des Landes Transparenz herzustellen (und damit Ängste abzubauen), problemspezifische Lösungen anzubieten und finanzielle und organisatorische Unterstützung zu gewährleisten.

Natürlich ist klar, dass wir nicht allen in Deutschland Schutz bieten können, aber dies hat ja auch niemand gefordert. Hier bedarf es eines europäischen und internationalen Vorgehens. Dass Deutschland hier seinen Beitrag leisten muss und dies auch tut, ist für mich aber selbstverständlich. So selbstverständlich ist für mich aber auch, dass Integration von beiden Seiten funktionieren muss. Integration bedeutet ebenso auch, dass die Werte unseres Grundgesetzes akzeptiert werden, etwa die religiöse Toleranz, die Gleichberechtigung von Mann und Frau aber auch das Gewaltmonopol des Staates.

Was möchten Sie als Abgeordneter des Landtages für Ihren Wahlkreis tun?

Salzwedel ist ein Wahlkreis mit Tradition, mit bodenständigen Menschen und klaren Ideen. Ich möchte Mittler und Sprachrohr dieser Menschen und Ideen sein. Ihnen zuzuhören, das Gesagte in den Landtag weiterzugeben und mit diesen Menschen gemeinsam nach Lösungen suchen, dort sehe ich meine Aufgabe.

Welcher ist Ihr Lieblingsort in Sachsen-Anhalt?

Havelberg – aus einem sehr privaten Grund: hier habe ich meine Frau Anikó geheiratet.