Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Seit meiner Geburt am 19.11.1963.



Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Nach dem Abschluss der 10. Klasse der Allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule beginne ich 1980 in Magdeburg eine Ausbildung zum Facharbeiter Koch. Nach erfolgreicher Gesellenprüfung stelle ich ab 1982 mein Leben auf eigene Füße. Ich arbeite als Koch in einem internationalen Hotel in Leipzig und besuche später in der Messestadt die Hotelfachschule. Die politische Wende in der DDR bringt auch für mich berufliche Veränderungen mit sich. Ich nutze die Freiheit und wage den Schritt in die Selbstständigkeit, in den Anfangsjahren in der Finanz-und Immobilienbranche. Später gründe und betreibe ich eine Firma für die Erfassung von Energiekosten. 2007 muss ich diese Firma aufgeben. Nach einer kurzen beruflichen Auszeit bietet mir die Magdeburger AQB gGmbH die Chance für eine berufliche Neuorientierung. Seit 2009 bin ich Anleiter bzw. Koordinator der „Magdeburger Tafel". Im Stadtteil Olvenstedt kümmere ich mich mit meinen Mitarbeitern um die sozialen Belange von bedürftigen Menschen.



Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Ich bin ein Homo Politicus, ein politisch interessierter und aktiver Staatsbürger. Und ich bin ein mündiger Staatsbürger. Als solcher habe ich etwas zu sagen, ich beziehe Position zu allen wichtigen Aspekten unserer freiheitlichen demokratischen Gesellschaft. Diese Einstellung führt zu dem Entschluss, im Jahr 2000 in die FDP, die einzig liberale Partei in Deutschland, einzutreten.


Was treibt Sie an?

Politiker aller Couleur definieren ihre Arbeit über das Ausgeben von Geld, vorzugsweise das anderer Leute. Mich ärgert, dass nur für wenige der Grundsatz „Erwirtschaften vor Verteilen" gilt. Wohlstand fällt nicht vom Himmel, er muss täglich erarbeitet werden.

 


Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen?


Die Wirtschaftspolitik in Sachsen-Anhalt muss sich grundlegend ändern. Wo heute die Vorstellung dominiert, es gehe vor allem um die Bereitstellung von Geldern der Europäischen Union für die Neuansiedlung von Unternehmen, muss die Überzeugung reifen, dass ein unternehmerfreundliches Klima vor allem in der Verwaltung mindestens ebenso wichtig ist. Ob Finanz- oder Bau- und Umweltverwaltung, es ist nicht Aufgabe der öffentlichen Hand, es den Unternehmen möglichst schwer zu machen. Die Unternehmen in unserem Land sind in der Regel klein, selten arbeiten mehr als 30 Mitarbeiter für einen Arbeitgeber. D. h., anstatt großer Rechtsabteilungen kümmert sich der Inhaber oftmals selber um viele Behördengänge. Natürlich sind geltende Vorschriften einzuhalten, aber indem Verwaltungen gemeinsam mit den Unternehmen Lösungen suchen und Maßnahmen, etwa im Straßenbau abstimmen, können sie unseren Unternehmen helfen. Zudem muss sich der Einsatz von Fördermitteln stärker auf das Wachstum ansässiger Firmen und die Schaffung nachhaltiger und höherwertiger Arbeitsplätze konzentrieren. Wir wollen, dass die Menschen von ihrer Arbeit gut leben können. In Magdeburg haben zahlreiche Firmen des Maschinen- und Anlagenbaus dieses Wachstumspotential, aber auch Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft. Sie benötigen Rahmen für eine stärkere Vernetzung auch branchenübergreifend und maßgeschneiderte, auf Gründen und Wachsen abgestimmte Programme.



Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt in Deutschland und in Europa, und welche Perspektiven sehen Sie für das Land?

Sachsen-Anhalt ist ein Zentrum der europäischen und deutschen Kultur. Das ist ein enormer Standortvorteil. Dennoch haben wir nach 10 Jahren CDU-SPD Regierung wieder einmal überall die rote Laterne unter den deutschen Bundesländern, ganz gleich, ob es um Wirtschaftsdaten geht, um das Wirtschaftswachstum oder um die Dauer der Schulwege für unsere Kinder. Da ist es auch nicht beruhigend, dass es im europäischen Vergleich Regionen gibt, die noch schlechter dastehen. Dass Sachsen-Anhalt unter den neuen Bundesländern hinten dran ist, ist kein Naturgesetz. Wir haben zwischen 2002 und 2006 gezeigt, dass Sachsen-Anhalt besser sein kann, als wir in einem deutlich schwierigeren wirtschaftlichen Umfeld aufgeholt haben, etwa gegenüber Thüringen und Sachsen. Daran müssen wir wieder anknüpfen. Dazu muss das Land aufhören, die Unternehmen mit ständig neuen Vorschriften, wie dem Vergabegesetz, das die SPD weiter verschärfen will, zu belasten. Eine unternehmerfreundliche Kultur, ein gutes und stabiles Netz von Bildungseinrichtungen sind aus meiner Sicht wesentliche Voraussetzungen, um unser Land voranzubringen. Das Potential haben wir, wir müssen nur etwas daraus machen.



Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen-Anhalts mitgestalten?

Die FDP fordert in ihrem Wahlprogram eine Gründerinitiative. Unternehmensgründungen müssen deutlich schneller und einfacher werden. Weniger Bürokratie, dafür mehr Wachstum.

 


Wie denken Sie über die in Sachsen-Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge? Welche Chancen und Probleme sehen Sie, und wie möchten Sie darauf reagieren?

Viele Menschen, die in den letzten Monaten zu uns gekommen sind, sind vor Krieg und extremen Missständen aus ihrer Heimat geflohen. Die schlechte Situation in den Flüchtlingslagern hat sie bewogen, den gefährlichen Weg über das Mittelmeer bis nach Deutschland auf sich zu nehmen. Diesen Menschen müssen wir Schutz bieten. Dies bedeutet auch, dass wir ihnen die Möglichkeit zu Arbeit und Integration bieten, ganz gleich, ob sie sich später für eine Rückkehr in ihre Heimat entscheiden oder nicht. Dieses Angebot bedeutet aber auch, dass sie unsere Regeln, die Werte unseres Grundgesetzes akzeptieren, etwa religiöse Toleranz, Gleichberechtigung von Mann und Frau oder das Gewaltmonopol des Staates. Dieses Angebot bedeutet auch, dass wir uns auf diejenigen konzentrieren, die Flüchtlinge oder Asylsuchende sind. Die beste Integration gelingt durch Bildung, Ausbildung und Qualifizierung. Menschen aus sicheren Herkunftsländern müssen zeitnah in ihre Heimatsländer zurückgeführt werden. Zeitgleich ist der Bund gefordert, sich für einen stabilen Frieden im Nahen Osten, für eine gemeinsame Kraftanstrengung aller europäischer Staaten bei der Aufnahme der Flüchtlinge einzusetzen. Zudem benötigt Deutschland, und die FDP fordert dieses seil langem, endlich ein Einwanderungsgesetz, das es Menschen ermöglicht, bereits in ihrem Heimatland entsprechende Anträge zu stellen und nach Deutschland erst dann einzuwandern, wenn eine Aufenthaltsgenehmigung vorliegt. Das Beispiel Kanada zeigt, wie wir mit einem modernen Einwanderungsgesetz dringend benötigte Fachkräfte gewinnen können

 

Was möchten Sie als Abgeordneter des Landtages für Ihren Wahlkreis tun?

Der Wahlkreis ist meine Heimat, denn ich bin durch und durch ein „Machdeburjer", auch wenn ich seit 5 Jahren vor den Toren der Stadt in Heyrothsberge wohne. Magdeburg ist die Stadt, in der ich geboren wurde. Ich kenne fast jede Straße, ich kenne ihre Menschen. Hier habe ich meine Fixpunkte: kulturell, sportlich und privat. Als Abgeordneter will ich Ansprechpartner und Interessensverwalter der Bürger sein.



Welcher ist Ihr Lieblingsort in Sachsen-Anhalt?

Mein Zuhause in Heyrothsberge, an einem lauen Sommerabend mit meiner Familie auf der Hollywoodschaukel sitzen, ein Glas Wein in der Hand und den Hund auf dem Schoß.