Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Ich lebe seit meiner Geburt in Sachsen-Anhalt, mit Ausnahme eines Studienaufenthalts in Potsdam und Berlin. 

Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Ich habe einen Bachelor in Sozialwissenschaften und einen Master-Abschluss in Internationaler Friedens- und Konfliktforschung, einem Teilbereich der Internationalen Beziehungen, an der Otto-von-Guericke-Universität erlangt. Insbesondere der Master-Studiengang hat mich begeistert und sehr geprägt. Während meines Studiums konnte ich als Mitarbeiter der Bundestagsabgeordneten Undine Kurth den Politikbetrieb kennenlernen.

Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Ich habe mir die Parteiprogramme daraufhin angesehen, was mich am meisten interessiert. Das war relativ ernüchternd. Damals war OB-Wahlkampf in Magdeburg. Ich habe den Grünen Kandidaten angerufen und mich zu einem Treffen verabredet. Einige Monate später war ich Mitglied des Stadtvorstandes.

Was treibt Sie an?

Viele meiner Freundinnen und Freunde haben Sachsen-Anhalt verlassen - aus guten Gründen, weil sie es wollten oder mussten. Ich will, dass es heißt: „Sachsen-Anhalt? Hey, cool, da will ich auch hin.“ Bis dahin ist noch ein bisschen was zu tun.

Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen?

Ich will erreichen, dass Sachsen-Anhalt lebenswerter und weltoffener wird. Wir müssen uns öffnen, um erfolgreich zu sein. Unsere vermeintlichen Schwächen sollten wir zu Stärken machen. Das heißt: die Spitzenposition in der digitalen Gesellschaft einnehmen, durch Breitband-Internet für alle und WLAN im öffentlichen Raum.

Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt in Deutschland und in Europa und welche Perspektiven sehen Sie für das Land?

Wir liegen im Herzen Europas und unsere größte Chance liegt in Europa. Ein Rückfall in nationalstaatliche Kraftmeierei würde uns am meisten schaden, weil wir so sehr auf alle anderen angewiesen sind. Das ist aber gerade unsere Stärke: treten wir selbstbewusst auf, mit einer eigenen Agenda, die beispielgebend für andere ist. Deshalb sollten wir die europäische Integration vorantreiben, wo wir nur können.

Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen-Anhalts mitgestalten?

Wir müssen die Internationalisierung und interkulturelle Öffnung unseres Bundeslandes vorantreiben und die Zivilgesellschaft, unsere Demokratie und den Rechtsstaat insgesamt, stärken. Daran werde ich aktiv mitarbeiten und mir immer ein eigenes Bild machen - das ist meine grundsätzliche Vorgehensweise.

Wie denken Sie über die in Sachsen-Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge? Welche Chancen und Probleme sehen Sie und wie möchten Sie darauf reagieren?

Flucht ist ein Menschenrecht, das es zu wahren gilt. Jeder sollte sich hier selbst betrachten und sich fragen, wie schnell es gehen kann, selbst in eine solche Situation zu kommen. Für Sachsen-Anhalt bietet die derzeitige Einwanderung zudem vor allem Chancen - die größten seit der friedlichen Revolution. In 25 Jahren haben wir 750.000 Menschen verloren, und jetzt erleben wir erstmals signifikante Zuwanderung. Ist das eine Herausforderung? Ja! Aber vor allem ist das eine riesige Chance! Es liegt an uns, ob wir sie nutzen, indem wir den zu uns kommenden vom ersten Tag an die Möglichkeit geben, sich erfolgreich zu integrieren, durch Sprache, Ausbildung und die Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Wenn wir das nicht tun, dann werden wir nur die Kosten der Integration tragen und nicht ihre Früchte ernten. Das wäre ein großer Fehler! Genauso falsch wäre es, denen, die jetzt Ängste schüren, die gegen Geflüchtete hetzten und die Begleitmusik zu Anschlägen spielen, eine politische Chance zu geben. Wohin das führen kann, haben wir in der NS-Zeit gesehen. Das politische System der AfD heißt Diktatur. Da sollte sich keiner etwas vormachen.

Was möchten Sie als Abgeordneter des Landtages für Ihren Wahlkreis tun?

Als gebürtiger Magdeburger bin ich selbst von der Entwicklung in meinem Magdeburger Wahlbereich von Stadtfeld Ost, Altstadt, Werder und in Ostelbien fasziniert. Die Mitte Magdeburgs ist die Visitenkarte unserer Stadt, hier werden Entscheidungen getroffen, hier wird gewohnt, hier begegnen sich Generationen und Menschen aus aller Welt. Es muss so bleiben, dass dies ein Ort für alle ist, unabhängig vom Einkommen. Die gelebte Vielfalt tut gut. Ich möchte weiter dazu beitragen, dass dies der innovativste, weltoffenste und kreativste Ort Sachsen-Anhalts wird.

Welcher ist Ihr Lieblingsort in Sachsen-Anhalt?

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