Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Ich bin gebürtiger Magdeburger, Jahrgang 1972. Großgeworden als echtes „Stadtfelder Kind“ besuchte ich die Schule in der Annastraße. Vor ca. 16 Jahren zog es meine Familie und mich aufs Land, vor die Tore der Landeshauptstadt. 

Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Meine Ausbildung zum Maschinenbauer im damaligen Magdeburger Armaturenwerk (kurz MAW), konnte ich gleichzeitig mit dem Abitur abschließen. Seitdem arbeite ich aktiv im Vertrieb, speziell im Field Service als Vertriebsrepräsentant, habe also ständigen Kontakt zu vielen interessanten Personen in ganz Sachsen-Anhalt und darüber hinaus. Nebenher beschäftige ich mich mit Online-/ Offline-Marketing insbesondere im Bereich Grafik und Layout.

Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Schon immer bin ich politisch interessiert. Das betrifft sowohl internationale, als auch nationale und regionale Politikbereiche, natürlich im besonderen Maße die Landespolitik in Sachsen-Anhalt. Hierzu kam ich 2014 über das „Aktionsbündnis Grundschulen vor Ort“, welches sich im Zusammenhang mit der massiven Schließungswelle von Grundschulen in ganz Sachsen-Anhalt gebildet hatte. Als Vater von vier Kindern, davon zwei im Grundschulalter, wollte ich einfach mit anderen Betroffenen gegen die katastrophale Rotstift-Politik der Landesregierung und damit natürlich auch gegen die bereits erfolgten bzw. geplanten Schließungen protestieren. Durch eigene, persönliche Erfahrungen kam ich also zur Politik.  Diverse andere Online-Projekte, wie z.B. PERSPEKTIVE Sachsen-Anhalt, WIR LSA usw. brachten mir weitere tiefgehende politische Einblicke. Seit 2014 bin ich bei den FREIEN WÄHLERN Sachsen-Anhalt, dabei insbesondere in Magdeburg aktiv.

Was treibt Sie an?

Franz von Assisi soll einmal gesagt haben „Beginne mit dem Notwendigen, dann tue das Mögliche - und plötzlich wirst Du das Unmögliche tun.“ Da ist wirklich etwas Wahres dran! Als Erstes sieht man natürlich sein persönliches Umfeld mit Familie, Kinder, Job usw. Welche Perspektiven gibt es? Welche Ängste, welche Sorgen beschäftigen mich? Wie werden meine Kinder einmal leben und arbeiten? ... Nur ein paar Beispiele, aber allein hier gibt es schon wahnsinnig viele Dinge, über die man sich streiten könnte: Was ist gut? Was ist schlecht? Was macht Sinn oder was ist völlig kontraproduktiv? Letztendlich können grundlegende Dinge aber nicht nur für einen Einzelnen oder eine Familie geklärt werden, sondern müssen innerhalb einer Gemeinschaft bzw. einer ganzen Gesellschaft geregelt werden. Daran möchte ich mitwirken. Und dies kann ich nur, indem ich mich einbringe und Verantwortung übernehme… wie auch innerhalb meiner Familie.

Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen?

Für diesen Fall, welcher mein erklärtes Ziel darstellt, stehen folgende Punkte auf meiner Agenda:

1. Kostenfreie Kinderbetreuung in Kita und Hort! Von Anfang an! Insbesondere der demografische Wandel stellt Sachsen-Anhalt vor Probleme, welchen mit den bisherigen Mitteln und Maßnahmen nicht begegnet werden konnte. Hier müssen neue Ansätze gelebt werden, um gerade für Familien mit Kindern ein attraktives Lebensumfeld zu schaffen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern. Sicherlich ist eine sofortige Einführung eher unrealistisch. Allerdings sollte das Ziel sein, diese Forderung schrittweise umzusetzen. Dafür werde ich mich stark machen!

2. Förderung regionaler Wirtschaft und Wirtschaftskreisläufe - gezielt und langfristig auch für heimische Unternehmen. D.h. effektive, unabhängig überwachte Förderung von Unternehmen statt Subventionsskandale mit Global-Playern. Das schafft sichere Jobs und gute Löhne. Für mich, mein wirtschaftspolitischer Schwerpunkt.

3. Bildung: Unterrichtsausfall, unzureichend Lehrer und lange Fahrwege sind Gift für eine gute schulische Bildung. Deshalb Neueinstellung von Lehrern für eine abgesicherte Unterrichtsversorgung, um Bildungspotenziale in allen Altersstufen konsequent zu nutzen. 

4. Sicherheit: Öffentliche Sicherheit erreicht man nur durch Präsenz in der Fläche. Unsere Position, ohne Wenn und Aber: 7.000 Polizisten bis 2020 in Sachsen-Anhalt. Neueinstellungen und Ausbildungsoffensive bei der Landespolizei. Professionelle Beamte statt "Hobby"-Polizisten. 

5. Kommunale Selbstbestimmung muss wieder gelebt werden! Denn nur selbstbestimmte Städte und Gemeinden bilden die stabile Basis für eine funktionierende Landespolitik. Dabei setze ich auf bürgernahe, schlanke Verwaltungsstrukturen auf allen Ebenen, besonders aber in den Gemeinden. Das sichert ein Höchstmaß an ehrenamtlicher Mitwirkung der Bürger und spart Kosten. Dort, wo die Bürger selbst - im Rahmen einfacher und klarer Gesetze, die nur das Notwendigste regeln – über die Angelegenheiten vor ihren Haustüren demokratisch mitentscheiden können, sind Effizienz der politischen Entscheidungen und Kostenkontrolle am ehesten gegeben.


Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt in Deutschland und in Europa und welche Perspektiven sehen Sie für das Land?

Persönlich sehe ich Sachsen-Anhalt immer noch als ein Bundesland mit weitreichenden globalen Perspektiven und Kompetenzen, dessen Ruf weit über europäische Grenzen hinausreicht. Selbstüberschätzung in der Politik, ökonomische Fehlentscheidungen und unzureichende Tourismuskonzepte allerdings rücken Sachsen - Anhalt zunehmend an den Rand der Bedeutungslosigkeit. Diesen Trend gilt es aufzuhalten!

Wir haben allein durch unsere geografische Lage und den Mut der hier lebenden Menschen die Chance, wieder ein gesicherter Standort für Wirtschaft und ein lebenswerter Raum für Familien zu werden. Dazu bedarf es allerdings einer demokratischen Erneuerung und die Bereitschaft der Menschen, jenseits eingefahrener Strukturen neue Ideen zu verwirklichen.

Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen-Anhalts mitgestalten?

Mit der konsequenten Umsetzung unserer Ideen, die ich eingehend erläutert habe und dies in enger Zusammenarbeit mit den Unternehmen und Menschen im Land. Menschen, die an der Gestaltung ihrer Zukunft teilhaben, sind auch bereit, politische Entscheidungen mitzutragen und umzusetzen.

Wie denken Sie über die in Sachsen-Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge? Welche Chancen und Probleme sehen Sie und wie möchten Sie darauf reagieren?

Wir sehen unsere Aufgabe in erster Linie darin, dass wir für Kriegsflüchtlinge Verantwortung übernehmen. Wirtschaftsflüchtlinge gilt es hingegen nach Feststellung der Nichtasylberechtigung auszuweisen. Damit solche Ausweisungen nicht zu menschlichen Tragödien führen, müssen wir uns in die Lage versetzen, Asylgesuche zeitnah zu bearbeiten. Hierfür müssen weitaus mehr Ressourcen bereitgestellt werden als bisher.

Diejenigen, die Asylrecht erhalten, müssen wir dezentral unterbringen und integrieren, zumindest für die Dauer ihres Aufenthalts in unserem Land. Strukturell muss da noch enorm viel passieren. Es reicht nicht, aufgenommene Flüchtlinge allein zu registrieren. Perspektiven für Menschen mit Bleiberecht müssen geschaffen werden: Arbeitsplätze, Wohnraum, Integrationsmaßnahmen z.B. Sprachkurse, Demokratiekurse etc. Nichts ist gefährlicher, als diese Menschen sich selbst zu überlassen.

Wir müssen diesen Menschen aber auch klarmachen: Asyl ist kein Dauerzustand. Jeder Asylberechtigte ist zunächst einmal Gast bei uns. Es muss uns gelingen, in den Kriegsländern Frieden herzustellen, damit die Menschen wieder dorthin zurückkehren können, um ihre Heimat wieder aufzubauen und den Fortbestand ihrer Heimat zu sichern.

Unbedingt gilt es die Geschäftemacherei mit dem Flüchtling als Ware „Mensch“ zu beenden! Denn nur so gerät die Bewältigung des Flüchtlingsstroms nicht zur finanziellen Katastrophe.


Was möchten Sie als Abgeordneter des Landtages für Ihren Wahlkreis tun?

Der Wahlkreis 12, mein Wahlkreis in Magdeburg, ist eine Mischung, die bunter nicht sein kann: Alt-Olvenstedt und Diesdorf mit eher ländlichem Charakter, der Große Silberberg mit Gewerbe und Firmenansiedlungen, Neu-Olvenstedt als ehemaliger „Problembezirk“, welcher in den letzten Jahren einen elementaren Strukturwandel erlebt, das gute alte „Texas“ als Lauben-Hochburg mit vielen neu entstandenen bzw. umgebauten Siedlungs- und Reihenhäusern, Stadtfeld-West als Wohn-Stadtteil für Alt und Jung und natürlich Sudenburg als Wohn-Stadtteil mit florierender Handels- und Gewerbelandschaft. Wichtig für alle Stadtteile: eine gut ausgebaute Infrastruktur. Das bedeutet: 1. Moderne Kitas, bedarfsgerecht und: perspektivisch gesehen – Kitas und Hort kostenfrei! Das zieht junge Familien nicht nur an, es bindet sie auch. 2. Entsprechende Schulkapazitäten in den Stadtteilen – keine Mega-Klassen. Bildung ist ein hohes Gut und braucht Ruhe und Beständigkeit. Kein Schülertourismus durch die Stadt, bedeutet Schulen im wohnortnahem Umfeld. 3. Förderung und Stärkung der regionalen Wirtschaft. Insbesondere ortsansässige Handwerker und Dienstleister, Händler und Gewerbetreibende brauchen vernünftige Rahmenbedingungen. Das fängt beim schnellen Internet an, geht über den Abbau von bürokratischen Hemmnissen, Vereinfachung von behördlichen Abläufen, vorrangige Ausschreibungsmodalitäten bis hin zur Schaffung eines attraktiven Lebensumfeldes für qualifizierte Arbeits- und Fachkräfte. 4. Sicherung von bezahlbarem Wohnraum. Sozialer Wohnungsbau darf nicht Spekulantentum zum Opfer fallen. Einbindung in Stadtentwicklungsplanungen. 5. Bezahlbarer und bedarfsgerechter Nahverkehr. Intelligente Konzepte bei Streckenplanung und Taktung, für eine optimale Erreichbarkeit, auch der Randgebiete. 6. Bereitstellung von freiem WLAN auf öffentlichen Plätzen (z.B. in Sudenburg oder Neu-Olvenstedt). Moderne und zeitgemäße digitale Infrastruktur in einer sich entwickelnden Wirtschafts- und Handelsmetropole. 

Welcher ist Ihr Lieblingsort in Sachsen-Anhalt?

Da gibt es Einige … Die Altmark ist eine fantastische Gegend mit tollen kleinen Städten und Dörfern. Die einmalige Landschaft hat für mich einen besonderen Charme. Natürlich auch: der Harz, mit seinen Möglichkeiten zum Wandern, Entspannen und zum Staunen. Der Brocken, Wernigerode, Quedlinburg im Advent – das macht einfach Spaß und Lust. Und natürlich: mein Magdeburg. Historisch, aber auch aufstrebend, dynamisch und immer wieder neu zu entdecken, links und rechts der Elbe.