Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Ich wurde 1963 in Havelberg, im damaligen Bezirk Magdeburg geboren, also geborener Sachsen-Anhalter.

Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Als studierter Diplompädagoge war ich Anfang der 90er Jahre als Lehrer und anschließend als Leiter eines Jugendzentrums in Havelberg tätig. 1994 wurde ich Mitglied des Landtages von Sachsen-Anhalt. In meiner Fraktion war ich zunächst Parlamentarischer Geschäftsführer. 2004 wurde ich zum Fraktionsvorsitzenden gewählt.

Wie sind Sie zur Politik gekommen?

»Jetzt erst recht«, das war der Antrieb, der mich vor 25 Jahren in die Politik brachte. Wie für viele Menschen meiner Generation war die Wende ein Einschnitt in meinem Leben, der nicht zuletzt mit der Erfahrung einherging, dass sich so viele ehemals Verantwortliche plötzlich abwandten und mit all dem nichts mehr zu tun haben wollten. Ich war zwar damals erst 26 Jahre alt. Aber ich konnte nicht zurück schauen und sagen, die Vergangenheit geht mich nichts an. Zugleich begleitete ich das Versprechen der blühenden Landschaften nach der Wiedervereinigung mit starker Skepsis und dieses Gefühl sollte alsbald von der Realität eingeholt werden. Was trotzdem stets präsent war, war der Eindruck, dass man den politischen Prozess nach der Wende trotz Skepsis mitgestalten kann.

Was treibt Sie an?

Mich treibt der Wille, mehr aus Sachsen-Anhalt zu machen. In unserem Land leben viele Menschen mit guter Ausbildung, mit kreativen Ideen und dem Willen, dieses Land zu gestalten. Leiter werden diese Potenziale von der jetzigen Landesregierung nur unzureichend genutzt. Stattdessen ging es in den vergangenen Jahren nur um Abbau und Einsparungen. Das will ich ändern. Wir brauchen wieder eine positive Sicht auf dieses Land.

Und mich treibt an, dass in diesem Land so viele Menschen in Armut leben müssen. Ich möchte, dass es in einem reichen Land, wie der Bundesrepublik sozial gerecht zugeht.

Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen?

Ich will einen Beitrag leisten, dass Sachsen-Anhalt ein Land zum Leben wird (ist), ein Land, das zum Bleiben einlädt. Um das zu erreichen, müssen wir Arbeitsplätze schaffen, von denen Menschen gut leben können, Bildungsgerechtigkeit erreichen und sicherstellen, dass es überall im Land Zugänge zu Kultur oder auch zum öffentlichen Personennahverkehr gibt.

Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt in Deutschland und in Europa und welche Perspektiven sehen Sie für das Land?

Sachsen-Anhalt hat derzeit bei vielen Themen die rote Laterne inne. Das will ich ändern. Sachsen-Anhalt sollte künftig wieder um Spitzenplätze kämpfen, etwa bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze. Sachsen-Anhalt profitiert von der Europäischen Union, nicht nur durch viele Fördermittel. Nein, auch davon, dass wir Teil Europas sind. Das soll auch in Zukunft so bleiben.

Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen-Anhalts mitgestalten?

Meine Partei DIE LINKE hat sich vorgenommen, einen Regierungswechsel herbeizuführen. Wir wollen gemeinsam mit SPD und Bündnis 90/Die Grünen eine Landesregierung bilden. Zudem hat mich meine Partei als Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten nominiert, es ist also mein Ziel, künftig, die Regierung dieses Landes anzuführen.

Wie denken Sie über die in Sachsen-Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge? Welche Chancen und Probleme sehen Sie und wie möchten Sie darauf reagieren?

Die Menschen, die jetzt zu uns kommen, sollten wir vor allem als Chance für unser Bundesland begreifen. Die Zahl der Flüchtlinge in diesem Jahr hat gerade einmal dazu geführt, dass die Einwohnerzahl von Sachsen-Anhalt nicht weiter abgenommen hat. Schon jetzt sehen wir aber, dass der Rückgang der Bevölkerung eben auch zu Schwierigkeiten führt, genug Fachkräfte zu finden, in vielen Gemeinden stehen Wohnungen leer. Deswegen ist für uns die Integration der Menschen, die zu uns gekommen sind, die wichtigste Aufgabe in den kommenden Jahren. Schaffen wir es, diesen Menschen eine Perspektive in Sachsen-Anhalt zu eröffnen, dann eröffnet das auch Perspektiven für unser Bundesland.

Dabei werden wir voneinander lernen. Wir haben die Chance neue Kulturen kennenzulernen aber auch die Verantwortung, Grundwerte unserer Gesellschaft, wie Demokratie, Humanismus und Solidarität zu vermitteln.

Was möchten Sie als Abgeordneter des Landtages für Ihren Wahlkreis tun?

In meinem Wahlkreis gibt es vieles zu tun.

Für mich steht die Unterstützung von Familien, die hier leben, an oberster Stelle. Zudem ist mein Wahlkreis auch von Menschen geprägt , die die besondere Unterstützung der Gesellschaft brauchen, etwa, weil sie arbeitslos sind oder auch weil sie auf der Flucht vor Kriegen zu uns gekommen sind. Hier haben Politik und damit auch ich, eine Verantwortung.

Da wo ich kann, möchte ich zwischen kommunalen Interessen und denen des Landes vermitteln, wenn es zum Beispiel um die baulichen Probleme in Südost oder die Zukunft des Verkehrslandeplatzes in Magdeburg geht.

Konkret werde ich auch in Zukunft die Arbeit der Vereine und Initiativen in meinem Wahlkreis unterstützen und fördern. Als Schulpate stehe ich der Grundschule Lindenhof in Reform mit Rat und Tat zur Seite.

Welcher ist Ihr Lieblingsort in Sachsen-Anhalt?

Mein Lieblingsort in Sachsen-Anhalt ist der Havelberger Dom