Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

seit meinem 2. Lebensjahr, also seit 1969.

Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Ich habe Kellnerin gelernt, dann Sportwissenschaft an der DHfK studiert, desweiteren habe ich Befähigung für den öffentlichen Dienst entsprechend einem Verwaltungsfachangestellten und bin Ausbilderin im Gastronomiegewerbe und für Touristik.

Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Ich habe mich immer für Politik interessiert, war bis zu den Studentenunruhen in China und Billigung der Maßnahmen gegen die Studenten durch die DDR – Staatsführung (Egon Krenz) Mitglied der SED. Nach der Wende war ich aktiv bei den Jusos, gleichzeitig aber auch schon im Stadtrat und Kreistag aktiv.Eine wirkliche poltische Heimat bot mir die SPD nicht, da sie für meine Ansprüche bereits sehr konservative Züge zeigte. So war ich als parteilose weiterhin kommunalpolitisch tätig und trat im Jahr 2008 in die Partei „Die Linke“ ein.

Was treibt Sie an?

Die Menschen. Noch immer bekomme ich meine Anregungen für politisches Handeln aus Gesprächen vor Ort. Aber auch Umweltbelange sind mir sehr wichtig. Ökonomie geht nur im Einklang mit der Ökologie, sonst ist alles pures Streben nach Reichtum und Macht ohne Nachhaltigkeit. Soziales Engagement zeige ich selbst und empfinde tiefen Respekt für engagierte Menschen.

Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen?

Ich möchte weiter in den Themenfeldern Erwachsenenbildung und berufliche Bildung tätig werden. Hier gibt es erheblichen Nachbesserungsbedarf, der auch in Landeskompetenz liegt. Ein Beispiel beim Bildungsfreistellungsgesetz, hier nicht nur die reine berufliche Bildung sondern auch gewerkschaftliche Bildung, politische Bildung, soziale Weiterbildungen einzubeziehen ist wichtig.

Die berufliche Bildung und ihre Partner müssen für eine zukunftsfähige Ausbildung unterstützt werden. Tragfähige Konzepte zur Meisterung der Herausforderung der Inklusion / Integration sind wesentliche Punkte, Sicherstellung der Qualität der Berufsschulen durch ausreichendes Lehrerpersonal  ( Berufsschullehrer müssen auch im Land ausgebildet werden) 

Aber auch lokale Dinge, die die Menschen im Wahlkreis bewegen und die von Landesinteresse sein könnten möchte ich begleiten. Hier ist es oft wichtig Menschen, Vereinen, Institutionen aber manchmal auch Kommunen eine Stimme zu geben. Dies ist Lobbyarbeit im positiven Sinne, zu mindestens sehe ich dies so.

Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt in Deutschland und in Europa und welche Perspektiven sehen Sie für das Land?

Das Sachsen-Anhalt Potential hat zeigt allein die Geschichte. Das man Potentiale entfalten aber auch brach liegen lassen kann ist auch keine neue Erkenntnis. Die schlechten Werte in der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes sind auch in einer schlechten Förderpolitik zu suchen. Damit meine ich nicht einmal die vielen Skandale, sondern auch die gesamte Struktur. Innovation, Kreativität gibt es zu Hauf, man muss nur ermutigend wirken um auch die Zusammenarbeit mit dem Land zu suchen. Schnarchige Slogan vom Frühaufsteherland hielt ich schon immer für kontraproduktiv. Punkten mit dem, was uns auszeichnet, eine hervorragende geographische Lage, eine gute Bildungslandschaft, motivierte Fachkräfte sind nur einige wesentliche Stützpfleiler.Was wir selbst ausstrahlen als Landespolitiker färbt ja auch auf die Bevölkreung ab. Wenn ich immer nur vom Stellenabbau , schwarzen Nullen als non plus ultra rede, reißt das ja niemenden vom Hocker. Lebensfreude und Willen hier zu bleiben heißt auch die Identität eines modernen Sachsen-Anhat vorleben.

Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen-Anhalts mitgestalten?

Wie ich bereits bei vorherigen Fragen beschrieben habe. Aber Konzepte sind nicht in Stein gemeißelt, das heißt auf Neues nicht nur mit Skepsis reagieren und offen sein für Ideen.

Wie denken Sie über die in Sachsen-Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge? Welche Chancen und Probleme sehen Sie und wie möchten Sie darauf reagieren?

Flüchtlinge heißt ja bereits, es handelt sich um Menschen die geflohen sind. Da ist meine allererste Devise, da muß man helfen. Probleme sehe ich in erster Linie bei der Kommunikation mit den Menschen um dort Ressentiments abzubauen. Viele Ängste basieren auf Unkenntnis, deshalb muß einfach eine bessere Öffentlichkeitsarbeit geleistet werden. Das Land hat viele Negativauswirkungen durch den demografischen Wandel aber auch durch Abwanderung erfahren. Hier sehe ich die größten Chancen. Allein eine Million Menschen zählt unser Land seit der Wende weniger. Schließungen von Schulen, Kindereinrichtungen, Kulturstätten , ÖPNV etc. sind die Folge. Wohnungsleerstand in Größenordnungen könnten ebenso der Vergangenheit angehören wie beschriebene Standortschließungen. Das alles geht nicht ad hoc und nicht reibungsfrei aber eine Riesenchance ist es allemal. Auch die kulturelle Vielfalt wird zum Ansehen beitragen, denn Internationalität steht sehr hoch im Ranking für Gründe bestimmte Ort zu besuchen. Um dem Fachkräftemangel aber auch dem sinnlosen Vegetieren der Flüchtlinge  in Einrichtungen entgegen zu wirken, haben wir bereits zahlreiche Initiativen gestartet , die eine schnellere Integration auf dem Arbeitsmarkt und in die Berufsausbildung ermöglichen sollen. Auch ich persönlich habe namens meiner Fraktion dazu Anträge ins Plenum eingebracht. Ehrliche Kommunikation gehört aber zum Umgang dzu, Unwisenheit verunsichert und treibt Menschen auch ins rechte Lager. Es werden immer nur Zahlen von möglichen Flüchtlingen veröffentlicht und oft sehr dramatische Bilder gezeigt. Wer weiß in Deutschland schon, dass jährlich fast 800000 Menschen die BRD verlassen ? 

Wahrheit ist eigentlich absolut und doch wird sie immer irgendwie hingebogen, denn viele Tatsachen sind ja nicht unwahr aber eben auch nur die halbe Wahrheit.

Mut und Entschlossenheit und Einbeziehen , dann kann da was Gutes gelingen, aber zu aller erst muß man es wollen.

Was möchten Sie als Abgeordneter des Landtages für Ihren Wahlkreis tun?

Dinge beim Namen nennen, nicht lamentieren sondern ansprechen und anpacken. Ich verabscheue Politiker, die im Kreistag und Stadtrat alles Mögliche für die Kommunen wollen und im Landesparlament genau gegenteilig abstimmen. Ganz konkret meine ich hier das KAG, welches eine Schlechterstellung der Kommunen darstellt. Bei derartigen Verhalten macht sich Politik lächerlich, so etwas gibt es bei mir nicht. Da würde mich auch kein Fraktionszwang hin biegen.

Themen wie Müllentsorgung, Belastungen der Bode, ÖPNV Konzepte, Gesundheitsversorgung sind Themen die im Land besser geregelt werden müssen, damit sich für die Menschen vor Ort ganz speziell etwas ändert. Immer nur den demographischen Wandel verantwortlich machen ist zu billig.

Welcher ist Ihr Lieblingsort in Sachsen-Anhalt?

Mein Balkon, mit Blick auf einen alten Apfelbaum in Nachbars Garten