Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Wir haben ab Juli 1992 unseren landwirtschaftlichen Betrieb in Atzendorf aufgebaut.



Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Ich übe meinen Traumberuf als Land- und Forstwirt aus, schon als Kind habe ich jede freie Stunde genutzt, um mein Wissen und Können in der Natur zu optimieren. Nach einer Lehre als Land- und Forstwirt habe ich bereits mit 20 den elterlichen Betrieb übernommen. Mit der Ablegung der Jägerprüfung vervollständige ich meine umfassende Ausbildung und bin seitdem selbständiger Land- und Forstwirt.



Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Weil es mir schon immer ein Herzensanliegen war und ist, die Belange der Menschen in vielschichtiger Weise auf den verschiedenen politischen Ebenen zu vertreten, kam ich 1997 in die Politik, da Nachbarn und Bürger aus Atzendorf an mich appelliert haben, mich auch in Sachsen-Anhalt kommunalpolitisch einzubringen. Es ging dann Schlag auf Schlag, in kurzen Abständen wurde ich in den Kreis- und Landtag gewählt. Dem Landtag gehörte ich von 2002 bis 2011 an.



Was treibt Sie an?

Liberales Handeln nach dem Grundsatz „Leben und Leben lassen“. Als Landwirt setze ich mich permanent für die Stärkung des Mittelstandes durch konsequenten Abbau von Bürokratie und praxisfremden Vorschriften und Gesetzen ein. Außerdem setze ich mich seit Jahren für eine bundeseinheitliche Bildung ein. Diese Ziele sind meine Motivation.



Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen?

Als Mitglied des Landtages ist es meine Aufgabe, Probleme mit den Bürgern gemeinsam zu erörtern und Lösungsansätze zu erarbeiten, durchsetzen und dranzubleiben. Die Wähler sind sozusagen meine Auftraggeber, ihre Angelegenheiten bestimmen die anstehende vielfältige Arbeit. Das heißt in der Konsequenz, der Wählerwille hat Vorrang vor Parteistrategie.



Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt in Deutschland und in Europa und welche Perspektiven sehen Sie für das Land?

Sachsen-Anhalt liegt geografisch in der Mitte Deutschlands und Europas. Sachsen-Anhalt hat viele Möglichkeiten sich positiv zu entwickeln, vor allem in den Ballungszentren Magdeburg, Halle und Dessau zur Schaffung kreisübergreifender Mittelstandregionen und industrieller Arbeitsplätze. Als Land mit den besten Böden bietet die Landwirtschaft gute Chancen, wenn wir es schaffen, Agrar- und Ernährungswirtschaft, Forst- und Energiewirtschaft sowie Holzverarbeitung besser zu verzahnen. Wenige Leuchttürme, wie z.B. Rotkäppchen reichen nicht aus, um eine breite mittelständische Wirtschaft zu tragen.

Potential hat Sachsen-Anhalt im Tourismus, aber die Werbung für den Harz und die Lutherstätten muss auf internationalen Messen massiv verstärkt werden. Die Infrastruktur muss für Touristen so gestaltet werden, dass diese nicht nur wenige Höhepunkte besuchen, sondern auch länger in unserem Bundesland verweilen.





Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen-Anhalts mitgestalten?

Ich gestalte durch meine aktive politische Arbeit als Bürger dieser Gesellschaft jeden Tag die Zukunft Sachsen-Anhalts! Zur Zeit bin ich Mitglied im Stadt- und Kreistag in der Region des Salzlandkreis, aber auch meine Einbindung in vielen Vereinen bietet mir zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten.



Wie denken Sie über die in Sachsen-Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge? Welche Chancen und Probleme sehen Sie und wie möchten Sie darauf reagieren?

Das Grundgesetz und unsere humanitären Werte verbürgen den Flüchtlingen in lebensbedrohlichen Situationen und aus Kriegsgebieten Schutz des Lebens, eine sichere Unterkunft und Grundlagen des täglichen Bedarfs. Für diese hohen Werte stehe auch ich. Viele dieser Menschen wollen in kürzester Zeit ihren Lebensunterhalt selbst verdienen – hier müssen ihnen Chancen geboten werden.

Ich habe jedoch Zweifel, ob unser Fachkräftemangel in Sachsen-Anhalt durch die Flüchtlinge abgemildert werden kann. Hier müssen wir die Ursachen für den Fachkräftemangel besser analysieren. Problematisch sehe ich auch, dass viele Menschen aus reinen wirtschaftlichen Interessen zu uns kommen. Dies ist aus Sicht dieser Menschen verständlich, bedarf aber unsererseits einer koordinierten Steuerung. Dabei sollten wir immer das Zepter des Handels in unserer Hand haben. Es reicht nicht aus, die deutsche Sprache zu vermitteln, sondern Menschen, welche hier ihren Lebensunterhalt verdienen möchten, sollen sich auch an unseren Werten orientieren. Deshalb müssen diese auch immer vermittelt werden. Reagieren müssen wir mit Integration vor Ort. Integration kann nicht von Berlin aus verordnet werden, sie glückt oder misslingt mit den Menschen in unseren Städten und Gemeinden und der kommunalen Verwaltung.

Auf keinen Fall darf die hohe Zahl von Flüchtlingen zu sozialen Ungerechtigkeiten gegenüber unseren Bürger führen. Dies ist eine schwierige Gratwanderung, wo wir die optimale Lösung noch nicht gefunden haben.



Was möchten Sie als Abgeordneter des Landtages für Ihren Wahlkreis tun?

Ich möchte die permanente Abwanderung aus dem Salzlandkreis vermindern. Dieser Kreis hat in den letzten Jahren ein Fünftel seiner Bevölkerung verloren, das ist mehr, als mit demografischen Entwicklungsprognosen zu begründen ist. Wir brauchen attraktiven öffentlichen Nahverkehr, medizinische Versorgung vor Ort und vor allem (Grund)-Schulen, die sich an den Bedürfnissen der Kinder orientieren und nicht aufgrund von Schülerzahlen auf wenige Standorte „optimiert“ werden. Junge Menschen und Familien benötigen eine Infrastruktur, in der sie sich entfalten können.



Welcher ist Ihr Lieblingsort in Sachsen-Anhalt?

Nicht der jeweilige Ort ist entscheidend, sondern die Menschen, die sich für das Gemeinwohl im Ort engagieren. Sachsen-Anhalt ist mit seinen vielfältigen Regionen überall lebens- und liebenswert!