Interview

Wie lange leben Sie in Sachsen-Anhalt?

Ich lebe seit 1973 in Aschersleben.

Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Nach dem Abitur habe ich 5 Jahre Germanistik/ Kunstwissenschaften (Deutsch/ Musik) an der Martin-Luther-Universität studiert. Es folgte ein weiteres Studium der Rehabilitationspädagogik (Sprachheilpädagogik, Pädagogik für geistig behinderte Kinder und Psychologie). Das 2. Staatsexamen schloss ich am Lehramt in Magdeburg ab. Seit dem Jahr 2000 arbeite ich als Förderschulpädagogin an einer Schule für geistig behinderte Kinder in Aschersleben (Beamtin) und bin dort als Klassenlehrerin eingesetzt. Gegenwärtig bin ich ebenfalls als ÜamA (überregionale ambulante mobile Angebote) im Diagnostikbereich tätig. Hier werde ich als Diagnostikerin zu Rate gezogen, wenn es sich um einen sonderpädagogischen Förderbedarf für Kinder mit einer geistigen Behinderung handelt.

Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Mit einem Vater (Historiker) und einem großen liberalen Vorfahren (Carl Delius) fällt es einem nicht schwer, sich für Politik zu interessieren. Diskussionen innerhalb der Familie und großes gesellschaftspolitischen Engagement verhelfen zu einem gewissen Bekanntheitsgrad, was für eine politische Richtung natürlich auch genutzt werden kann. Ich möchte mit meiner Person und meiner liberalen Einstellung die Menschen überzeugen und nicht überreden.

Was treibt Sie an?

Für mich sind die Grundwerte unserer Partei wie Freiheit, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit schon immer die Triebkräfte meines Lebens gewesen. Voraussetzung dafür ist in erster Linie die Bildung jedes Einzelnen. Ich lebe seit vielen Jahren in einem Familienmehrgenerationenhaus. Die ganze Familie unter einem Dach. Mit viel Respekt, Toleranz, Unabhängigkeit, Familientradition, gegenseitiger Hilfe und ganz viel Lebensfreude haben wir uns unseren Traum eines friedlichen und glücklichen Zusammenlebens erfüllt. „Unus pro omnibus, omnes pro uno“. Das wünsch ich mir für jeden Menschen.

Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen?

Erstens meiner Person treu zu bleiben, nie „satt“ zu sein, mich weiterhin für meine Mitmenschen einzusetzen und meine politische Überzeugung lautstark zu vertreten. Ich sehe mich in erster Linie als Sprachrohr meiner Schüler. Ich möchte dabei sein, wenn es um eine umfassende Modernisierung des Bildungssystems geht. Die Individualität jedes einzelnen Schülers steht dabei im Mittelpunkt. Wir fordern die weltbeste Bildung für alle. Machen wir unsere Kinder stark, machen wir sie nicht für existierende Strukturen im Bildungswesen passend, sondern passen wir sie an den aktuellen Erfordernissen an. Wir benötigen dafür eine umfassende Wissensvermittlung und neueste Methoden. Vergessen wir vor allem nicht die Frühförderung unserer Kinder. Die ersten Entwicklungsjahre eines jeden Kindes sind die Wichtigsten. Unsere Kinder sind die Erwachsenen von morgen und damit unsere Zukunft. Das muss Grund genug sein, in ihnen zu investieren und für sie zu kämpfen.

Welche Rolle spielt Sachsen – Anhalt in Deutschland und in Europa und welche Perspektiven sehen Sie für das Land?

Wir leben in einem der geschichtsträchtigsten Bundesländer und da gilt es, es nach außen hin auch selbstbewusst und mit Stolz zu präsentieren. Ich sehe da große Reserven und wünsche mir, z. B. Luther, theologischer Urheber der Reformation und Schöpfer der neuhochdeutschen Schriftsprache, der die vielfältigen Dialekte des deutschen Sprachraums vereinte, viel mehr in den Fokus zu stellen. Vergessen wir den Harz nicht, der es verdient hat, viel attraktiver für den Tourismus dargestellt zu werden. Wer kennt schon Albrecht, den Bären, der in Ballenstedt begraben liegt und Berlin gegründet hat? Das Schülerlabor innerhalb des Pflanzengenetischen Instituts in Gatersleben, ein Institut mit Weltrang, hat jedes Jahr mit seiner Existenz zu kämpfen. Für mich ein Skandal. Von den Geldkürzungen an den Unis in Sachsen Anhalt gar nicht zu reden. Wir haben viel Potential und dürfen mit Recht stolz auf unser Bundesland sein, aber dürfen nicht vergessen, es selbstbewusster zu repräsentieren und Probleme direkter und unbürokratischer anzugehen.

Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen –Anhalts mitgestalten?

Ich habe schon einen Beitrag für Sachsen –Anhalt geleistet, indem ich mich vor 16 Jahren in Sachsen –Anhalt als Lehrerin beworben und meiner Stadt nicht den Rücken gekehrt und mehrere Zusagen mit entsprechend attraktiverer Bezahlung abgelehnt habe .Meine gesamte Familie lebt in Aschersleben . Wir sind Pädagogen (Schwestern, Vater) und seit vielen Jahren maßgeblich mit der Bildung unserer Schüler beschäftigt. Das soll auch weiterhin unser Anliegen bleiben. Unsere Schüler- unsere Zukunft.

Wie denken Sie über die in Sachsen- Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge?

Menschen, die zu uns kommen, weil in ihren Ländern Krieg herrscht und ihr Heimatland verlassen müssen, kann ich ohne weiteres verstehen. Es ist eine Frage der Menschlichkeit und der Nächstenliebe, zu helfen. Wir dürfen nur nicht vergessen, dass unsere Gesellschaft aus Regeln und Normen besteht und aus ihnen heraus gestärkt wird. Daran müssen sich Flüchtlinge genauso richten, wie wir selbst. Unser Grundgesetz verankert ein Glaubensrecht, welches viele Glaubensrichtungen akzeptiert, damit ist aber eine unterschwellige Islamisierung nicht gemeint. Wir sind ein freies Land mit einem liberalen Grundgesetz, das gilt für alle.

Was möchten Sie als Abgeordneter des Landtages für Ihren Wahlkreis tun?

Erst einmal möchte ich glaubwürdig sein. Mein Hauptthema umfasst die Bildung. In diesem Bereich bin ich ausgebildet und verfüge über jahrelange Erfahrung. Ich wünsche mir, dass Förderschulen erhalten bleiben, dass Kinder so früh wie möglich gefördert werden, dass sich Schüler wieder für das Handwerk interessieren, dass es sich lohnt, zu lernen und ein Versagen nicht das Ende bedeutet. Kinder dort abzuholen, wo sie sich befinden und jedem Kind die Chance geben, je nach ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten, die bestmögliche Bildung angedeihen zu lassen. Die soziale Herkunft darf dabei keine Rolle spielen. Allen Kindern müssen wir gerecht werden, vom Förderschulschüler bis zum Gymnasiasten, wir dürfen niemanden vergessen. Nutzen wir alle Schulformen und setzen vor allem keinen Rotstift in der Bildung an. Die Finanzierung kann natürlich nicht nur Landessache sein, gefragt ist vor allem der Bund. Ich möchte weiterhin daran erinnern, dass Aschersleben „ Bildungsstadt“ ist und vor allem bleiben muss. Weiterhin liegt mir am Herzen, dass Jugendliche nach ihrer Ausbildung in unserer Stadt bleiben und eine Zukunft für sich finden können, indem sie einen guten Arbeitsplatz erhalten, der fair bezahlt wird und somit ein Familienleben erst möglich wird. Ich wünsche mir eine Stadt mit ihren Gemeinden, wo die Abwanderung nicht mehr am stärksten zu verzeichnen ist. Das geht nur mit einer starken Infrastruktur in der Stadt und vor allem auf dem Land. Schulschließungen im ländlichen Raum sind nicht zu verantworten, es geht hier um Kinder und um Qualität. Die Schülerzahlen dürfen hier nicht zum non plus ultra für Schließungen werden. Dafür stehe ich ein .Vor allem werde ich kein Einzelkämpfer sein und immer bemüht sein, Fachkräfte auf allen erforderlichen Gebieten zu Rate zu ziehen.

Welcher ist ihr Lieblingsort in Sachsen – Anhalt?

Erst einmal liebe ich Aschersleben, sonst würde ich hier nicht leben. Sie ist die älteste Stadt in Sachsen – Anhalt und wunderschön restauriert. In Halle habe ich meine Studiengänge absolviert und 10 Jahre gelebt, das verbindet natürlich. Doch Sachsen – Anhalt hat viele schöne Gegenden, die es verdient haben, entdeckt zu werden. Auch ich kenne noch nicht jede Sehenswürdigkeit und freue mich immer wieder, überrascht zu werden.