Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Seit meiner Geburt vor 57 Jahren

Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Gastronomische Ausbildung zum Restaurantfachmann. Aufbauend dazu Erwerb des Meisterbriefes und ein Studium zum Hotelbetriebswirt. Seit 25 Jahren in der Berufsausbildung unseres gastronomischen Nachwuchses tätig.

Den zeitlichen Anforderungen angepasst berufliche Neuausrichtung in der Sozialen Arbeit. Aufbauend dazu ein Studium in Sozialpädagogik und Sonderpädagogik. In dieser Richtung zeitaktuell tätig.

Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Durch Gespräche mit Kollegen die in der FDP engagiert sind. Ihnen gefiel meine liberale Einstellung zu weltoffenen Themen. Dadurch ergaben sich viele Gemeinsamkeiten. Demokratie funktioniert nur, wenn man sich daran beteiligt. Alle vier Jahre ein Kreuzchen machen reicht mir nicht. Deshalb möchte ich mich mit einbringen unsere Wirtschafts- und Sozialpolitik weiter zu entwickeln und für die Wahrung unserer Bürgerrechte einzutreten.

Was treibt Sie an?

Die Rechte der Bürger sind in den letzten Jahren genug ausgehölt worden. Dem möchte ich mit entgegen wirken. Deshalb ist meine politische Heimat im Kreise der Liberalen. Als weitere dringliche Herausforderung erachte ich die Bildungspolitik. Ohne motivierte, junge Leute und eine exzellente Bildung werden wir unser Land nicht an der Spitze der Technologienationen halten können.

Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen?

Ich werde mich für die beste Bildung der Welt einsetzen, damit jeder seine Fähigkeiten und Begabungen bestmöglichst entwickeln kann. Das umfasst ausdrücklich eine Aufwertung der Haupt- und Realschulen und ein beibehalten der Gymnasien und Gemeinschaftsschulen. Wichtig ist auch die Ganztagsbetreuung, gleich ob staatlich oder in freier Trägerschaft (Hort),um den Eltern eine Wahlfreiheit für ihren Lebensentwurf mit Kindern zu geben. Ausbau des Breitbandangebotes, Mobilität unabhängig vom Verkehrsträger, Abbau von Bevormundung und bürokratischen Hürden tragen ebenso zur Freiheit des Einzelnen bei und damit zur Lebensqualität von uns allen.

Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt in Deutschland und in Europa und welche Perspektiven sehen Sie für das Land?

In Sachsen-Anhalt hat sich in den letzten 20 Jahren ein umfassender Strukturwandel vollzogen.

Aus den maroden Betrieben, in denen häufig keine Rücksicht auf Menschen und

Umwelt genommen wurde, sind neue, zukunftsorientierte und innovative Unternehmen

entstanden, die vielen Menschen Arbeit geben.

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Die Städte in unserem Land bieten einehohe Lebensqualität und haben sich den neuen Strukturen und auch den weniger werdendenEinwohnern angepasst. Die Verkehrsinfrastruktur ist erneuert und wird weiterausgebaut. Die Bildungslandschaft mit ihren Schulen, Fachhochschulen und Universitäten

ist gut aufgestellt und zieht junge Leute ins Land.


Dies alles ist – neben allen Schwierigkeiten, die es insbesondere auf dem Arbeitsmarkt

gab und gibt – eine einzigartige Aufbauleistung, die die Menschen in Sachsen-Anhalt

vollbracht haben. Sachsen-Anhalt steht auch heute vor großen Herausforderungen. Insbesondere

die demographische Entwicklung mit ihren Folgen in vielen verschiedenen

Bereichen wird unser Land nachhaltig prägen. Aber die Menschen in Sachsen-Anhalt

haben gelernt, den Wandel und die Veränderung zu bewältigen. Und sie werden auch mit

den Herausforderungen der Zukunft umgehen können.


Um Sachsen-Anhalt weiter nach vorne zu bringen, müssen wir die Bildung, die Hochschulen

und die Forschung in unserem Land stärken. Das ist die Grundvoraussetzung dafür, dass

Unternehmen ihren Fachkräftebedarf auf allen Ebenen auch in Zukunft decken können und

weiter wachsen. Denn nur, wenn es neue, zusätzliche und auch gut bezahlte Arbeitsplätze

gibt, können wir die Menschen in unserem Land halten. Eine Strategie, die mit billigen Löhnen

für Ansiedlungen in Sachsen-Anhalt wirbt, hat ausgedient. Sachsen-Anhalt verfügt über

schöne Naturlandschaften und eine reiche Kulturgeschichte. Darüber darf aber nicht vernachlässigt

werden, dass die Reindustrialisierung Sachsen-Anhalts weiter vorangetrieben

werden muss.


Der Mittelstand muss weiter wachsen und mehr große und strukturbestimmende

Unternehmen müssen ins Land geholt werden. Die Voraussetzungen dafür stimmen.

Die Menschen in Sachsen-Anhalt haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie flexibel

und leistungsbereit sind. Dieser Wille aller Akteure – Arbeitgeber, Arbeitnehmer wie Politik

– ist die Voraussetzung dafür, das Land weiter nach vorne zu bringen, neue Erfolge zu

suchen und neugierig zu bleiben. So kann letztendlich Vertrauen in die Zukunft entstehen.

Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen-Anhalts mitgestalten?

Ein zukunftsfähiges Sachsen-Anhalt heißt für mich und für die FDP: Wir wollen die wirtschaftliche Entwicklung mit sozialer Gerechtigkeit verbinden. Grundlage dafür ist, dass wir die Chancen auf gute Bildung und Ausbildung und auf einen existenzsichernden Arbeitsplatz für alle verbessern. Der Sozialstaat soll zu einem vorsorgenden Sozialstaat weiterentwickelt werden, der Armut bekämpft, existenzsichernde Erwerbsarbeit ermöglicht und die Menschen befähigt, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten. Zu einem zukunftsfähigen Sachsen-Anhalt gehört neben den Perspektiven für die Menschen auch, dass wir für unsere heimische Wirtschaft den Fachkräftebedarf für die Zukunft sichern, solide wirtschaften und unser Land langfristig unabhängig von Finanztransfers machen.

Wie denken Sie über die in Sachsen-Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge? Welche Chancen und Probleme sehen Sie und wie möchten Sie darauf reagieren?

Ich würdige das große Engagement der Landkreise, Kommunen, kreisfreien Städte sowie der vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer für eine menschenwürdige Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge.

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Menschenrechte und Humanität stehen im Mittelpunkt der Flüchtlingspolitik in Sachsen- Anhalt. Es ist mir besonders wichtig die anstehenden Aufgaben gemeinsam mit den Kommunen zu diskutieren und im engen Austausch sowie frühzeitigen und dauerhaften Dialog zu stehen.

Als Liberaler sende ich damit ein klares Signal an die Kommunen, dass sie nicht alleine gelassen werden, denn die Asyl- und Flüchtlingspolitik ist eine gemeinschaftliche Herausforderung von Bund, Land und Kommunen. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Bereich Asyl- und Flüchtlingspolitik, in der vorrangig ist, die vielen Hilfe suchenden Menschen unterzubringen, halten ich es nicht für geboten, den Kommunen verbindliche Standards aufzuerlegen.

Was möchten Sie als Abgeordneter des Landtages für Ihren Wahlkreis tun?

Ich stehe für Modernität, Kompetenz und Sachlichkeit. Wichtige Themen sind für mich finanzielle Sicherheit, Familienfreundlichkeit, lebendige Landes- und Stadtkultur, Bildungsvielfalt, flüssiger Verkehr, Schaffung von Wohnraum, bezahlbare Betreuung und die Wirtschaftskraft in Sachsen- Anhalt. Dabei setze ich auf Selbstbestimmung, Chancengleichheit, Bürgerbeteiligung, Toleranz, soziale Gerchtigkeit, Integration und kulturelle Vielfalt.

Welcher ist Ihr Lieblingsort in Sachsen-Anhalt?

Selbstverständlich an erster Stelle meine Heimatstadt Gardelegen in der Altmark. Irgendwie hat es mir aber auch die „Bunte Stadt im Harz“ – Wernigerode angetan welche ein sehr schönes Altstadtflair ausstrahlt und für meine Frau und mich immer sehr gerne als Ausgangspunkt für viele weitere touristische Unternehmungen im Harz bevorzugt wird.