Jürgen Ohst - DIE LINKE - Wahlkreis 20

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt? Am 1. April sind es 25 Jahre. Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück? Abitur, Gärtnerlehre, Studium Landespflege, Tätigkeit für Otterzentrum Hankensbüttel, Stadtverwaltung Bad Münder, Stadtverwaltung Magdeburg, hier untere Naturschutzbehörde (dieses Jahr 25. Dienstjubiläum) Wie sind Sie zur Politik gekommen? Den Anstoß zum Eintritt in die (damals noch) PDS gab ein Buch: Gregor Gysi „Das war’s … noch lange nicht“. Links war ich vorher schon. Ich wollte den Seitenwechsel vom Weisungsempfänger in der Verwaltung zum (Mit)Bestimmer. Nicht immer nur meckern, sondern mitgestalten. Was treibt Sie an? Ungerechtigkeit und Unehrlichkeit bringen mich „auf die Palme“. Da bin ich in der Politik vermutlich gut aufgehoben … Konkret ist es der Raubbau an Mensch und Natur, der anscheinend salonfähig geworden ist, gegen den ich etwas tun will. Die Diktatur der Ökonomie, die von allem den Preis, aber von nichts den Wert kennt, gilt es zu überwinden. Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen? Vor allem will ich die Lebensverhältnisse im ländlichen Raum verbessern. Die bisherige Landesregierung hat da de facto ein Entvölkerungsprogramm betrieben, die Verödung durch ihre Politik, insbesondere den Spar- und Privatisierungswahn gezielt gefördert. Das muss aufhören. Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt in Deutschland und in Europa und welche Perspektiven sehen Sie für das Land? Sachsen-Anhalt ist zur Zeit in der Wahrnehmung im Westen das Land des Billiglohns und der rechtsextremen Umtriebe. Es liegt zwar in der Mitte der Wetterkarte, aber in der Regel reicht es nicht mal für ein Wölkchen oder Sonnensymbol, geschweige denn eine namentliche Erwähnung. So gesehen sind die Perspektiven grenzenlos. Ich sehe das Potential natürlich in der reichhaltigen Natur, den geschichtsträchtigen Städten und Landschaften und den besten Böden Deutschlands; mit all diesem muss man verantwortungsvoll umgehen. Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen-Anhalts mitgestalten? Aufbauend auf den oben genannten Potentialen will ich eine Vitalisierungsoffensive für den ländlichen Raum starten: Bioanbau, Direktvermarktung, sanfter Tourismus (Heuhotel, Ferien auf dem Bauernhof, Naturbeobachtung etc.), dezentrale Energiewirtschaft und nicht zuletzt einen fahrscheinlosen öffentlichen Personennahverkehr, der diesen Namen auch verdient: da müssen die Fördergelder hinfließen Wie denken Sie über die in Sachsen-Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge? Welche Chancen und Probleme sehen Sie und wie möchten Sie darauf reagieren? Da ich keinen Flüchtling persönlich kenne, kann ich die Frage, wie ich „über die Flüchtlinge denke“ nicht beantworten. Eins der Probleme sehe ich darin, dass einige die Flüchtlinge und die zweifellos bestehenden Schwierigkeiten für andere Ziele instrumentalisieren wie z.B. zum Angriff auf den Mindestlohn, oder um sich politisch zu profilieren und so gewollt oder ungewollt rechtsradikales Gedankengut salonfähig machen. Wichtig ist, dass man den Kommunen Planungssicherheit gibt und nicht jede Woche „eine neue Sau durchs Dorf treibt“. Die Landespolitik ist gefordert, nach unten (Kommunen) zu fördern und von oben (Bundesregierung) zu fordern. Was möchten Sie als Abgeordneter des Landtages für Ihren Wahlkreis tun? Den ländlichen Raum wieder lebenswert machen. Konkret: die Ansiedlung von Landärzten fördern, den ÖPNV aufwerten, regionale Wertschöpfungsketten fördern insbesondere den Bioanbau bzw. die biologische Fleisch- und Milcherzeugung. Die haben als einzige stabile Preise und ein solides Wachstum aufzuweisen. Die professionelle Tierquälerei der Massentierhaltung muss zum Wohl der Tiere und auch der Menschen aufhören Welcher ist Ihr Lieblingsort in Sachsen-Anhalt? Ist das eine Fangfrage? Ich wohne gern in Druxberge und plane auch im Falle meines Einzugs in den Landtag nicht, woanders hinzuziehen.