Interview
Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?
Seit meiner Geburt, am 06.02.1962. Damals noch im Bezirk Halle.
Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?
Ich erlernte den Beruf des Bau- und Möbeltischlers im Waggonbau Ammendorf. Später qualifizierte ich mich zum Restaurator am Museum Schloß Mosigkau in Dessau. Von 1990 bis 1994 studierte ich und schloss das Studium als Diplomrestaurator für Kunst- und Kulturgut aus Holz ab.
Ich arbeitete mich in die Denkmalpflege ein und bin seit 2010 Referatsleiter für Bauforschung/Baudenkmalpflege bei der Kulturstiftung DessauWörlitz.
Berufliches:
1981 Abschluss Tischlerausbildung in Halle/S.
1986 restauratorische Arbeiten im Museum Schloß Mosigkau, Stadt Dessau
1988-1989 Bausoldat
1990-1994 Studium zum Restaurator für Kunst und Kulturgut aus Holz
1997 Dipl. Restaurator in der Kulturstiftung DessauWörlitz
ab 2010 Referatsleiter für Bauforschung/Baudenkmalpflege/Zentraldepot
Wie sind Sie zur Politik gekommen?
Das Thema Politik begleitet mich schon seit meiner Kindheit. Ich wuchs in einen Elternhaus auf in dem gesellschaftliche Fragen, Religion und Politik eine Rolle spielten. Sie ist für mich nicht fremd sondern ein begleitender und wichtiger Lebensumstand. Sozialdemokratische und ökologische Grundsätze haben dabei eine große Rolle gespielt.
Was treibt Sie an?
Der Wille zur Veränderung. Es begann schon in der DDR. Wenn die Umstände einem missfallen, so muss man diese verändern. Folglich ist Aktivität gefordert um die Gesellschaft zu gestalten. Heute weiß ich, dass Demokratie kein Garant ist fehlerfrei zu sein, aber ein Garant Fehler gewaltfrei zu beheben. Um diese Entwicklung zuzulassen bedarf es eines demokratischen Engagement und dem Willen Verantwortung zu übernehmen.
Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen?
Politik ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Sie funktioniert nur in der konstruktiven Zusammenarbeit aller Beteiligten. Die Aufgaben sind sehr komplex und nur bei einer guten Aufgabenverteilung erfolgreich umsetzbar. Somit sehe ich meine Arbeit im Landtag als einen Beitrag zum gemeinsamen Gelingen an.
Meine politischen Schwerpunkte möchte ich gern in den Bereichen Wirtschaft, insbesondere im Tourismus, der Stadtentwicklung (Siedlungsstrukturen) so wie der Kultur setzen. Soziologie ist für mich Basis der Entscheidungsfindung, Demografie eine Herausforderung und Integration ein Erfolgsschlüssel.
Ich möchte meine Stadt Dessau-Roßlau im Land gut vertreten.
Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt in Deutschland und in Europa und welche Perspektiven sehen
Sie für das Land?
Sachsen-Anhalt liegt im Zentrum Europas, hier kreuzen sich viele Achsen. Vom Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt gingen viele Aktivitäten aus. Bedeutsam sind die Reformation von 1517 und ihre Folgen bis hin zur klassischen Moderne mit der Verknüpfung von Kunst, Industrie , Technik und sozialen Lösungsansätzen, die sich insbesondere im Bauhaus widerspiegeln. Die Institution Bauhaus hat 2019 ihr 100jähriges Jubiläum, das Bauhaus in Dessau ist zur Ikone der Moderne geworden. Mit dem Hugo-Junkers-Preis für Forschung und Innovation hat das Land schon einen wunderbaren Ansatz in eine Richtung geben. Das Land Sachsen-Anhalt wird sicher nicht das Land der großen Industrieproduktionen werden. Es hat aber die Perspektive ein Land zu sein, in dem aus Innovation, Kultur und Tourismus ein hohes Maß an Lebensqualität und wirtschaftlichem Erfolg möglich ist.
Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen-Anhalts mitgestalten?
Mir ist bewusst, dass Zukunft gestaltet werden muss. Voraussetzung dazu ist zu wissen wo die Wurzeln sind und wo der Nährstoff herkommt der diese Wurzeln versorgt. Ich bin überzeugt, dass Zukunft sich positiv entwickelt, wenn darüber debattiert wird und wenn es Visionen gibt. Politisches Denken heißt für mich weniger verwalten und viel mehr gestalten.
Wie denken Sie über die in Sachsen-Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge?
Es kommen Menschen zu uns die nicht grundlos ihre Heimat verlassen. Die Konflikte die es gibt sind nicht von ihnen gewollt. Die Mächtigen dieser Welt tragen daran mit ihre Schuld. So lange die Konflikte nicht beigelegt werden und es vor Ort keine wirkungsvolle Hilfe gibt, werden die Flüchtlingsströme dieser Welt nicht aufhören. Gegenwärtig sind 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Das davon 30.000 - 40.000 nach Sachsen-Anhalt kommen ist nicht verwunderlich. Sehen wir die Zahl im Verhältnis zu 1 Mill. Menschen, die unser Bundesland in den letzten 25 Jahren verloren hat, halte ich diese Herausforderung für realisierbar. Wir müssen es schaffen, dass die Welt friedvoller wird. Es muss möglich werden, dass jeder Mensch in einem friedlichen und demokratisch bestimmten Land leben kann. Das ist die große politische Aufgabe.
Welche Chancen und Probleme sehen Sie und wie möchten Sie darauf reagieren?
Um auf die Flüchtlingsproblematik zu kommen, so kann es eine Chance für sie und für uns sein. Wenn es uns gelingt, sie zu integrieren und sie schnell als eigenverantwortliche Mitbürger zu etablieren, wird es für unser Bundesland eine Erfolgsstory! Natürlich ist dies nur in einem verantwortungsbewussten Umfang möglich.
Problematisch ist die Angst in der Bevölkerung vor dem Unbekannten und möglicher Einschränkungen. Aufklärung und kulturelle Bildung sind die Schlüssel für Verständigung. Hier muss viel mehr getan werden. Bedenklich finde ich auch den Rückzug vieler Bürgerinnen und Bürger von der aktiven demokratischen Mitwirkung. Ich werde mich dafür einsetzten, dass in Schulen und im öffentlichen Leben der kulturellen Bildung mehr Bedeutung beigemessen wird.
Was möchten Sie als Abgeordneter des Landtages für Ihren Wahlkreis tun?
Dessau-Roßlau ist eine Stadt die vom Dessau-Wörlitzer Gartenreich geprägt ist, die mit dem Bauhaus den Standort der Ikone der Modernen besitzt und die mit Prof. Hugo Junkers der Welt zeigte den Traum des Fliegens zu verwirklichen. Die Stadt hat ein fantastisches Theater und sehenswerte Museen! Dessau-Roßlau ist ein Ort von hoher Lebensqualität. Doch leider ist die gegenwärtige Wirtschaftskraft nicht ausreichend um die hohe Qualität an Kultur nachhaltig zu finanzieren. Ich werde mich dafür einsetzten, dass die Welterbestätten, das Anhaltische Theater oder Festivals wie das Kurt-Weill-Fest sich als erfolgreiche Werbebotschafter für meine Stadt etablieren und zu stabilen Motoren für eine wachsende Wirtschaft werden. Letztlich kommt Erfolg allen zugute!
Wie schon erwähnt ist die Entwicklung hin zur Zukunft eine wichtige Gestaltungsaufgabe. Gemeinsam mit der jüngeren Generation möchte ich daran arbeiten, dass die Stadt zukunftsfähig wird, so dass sich mehr Menschen hier ansiedeln oder bleiben.
Welcher ist Ihr Lieblingsort in Sachsen-Anhalt?
Dessau-Ziebigk! Die Achse vom Georgenpark über die Sieben-Säulen-Kreuzung , hin zu den Meisterhäusern. Zwei Welterbestätten berühren sich! Gropius trifft auf Erdmanndorff, die Klassische Moderne auf den Klassizismus! Und hinter einer beschaulichen Wohngegend fließt majestätisch die Elbe in einem wunderbaren Bogen durch die grüne Aue.