Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Seit meiner Geburt.

 

Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Ich bin in Halle zur Schule gegangen, habe in Halle an der Martin- Luther- Universität Rechtswissenschaften studiert und promoviert. Danach habe ich 1 1/2 Jahre an der Universität Leipzig als wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet. Von 1991 bis 1998 habe ich beim Landesamt zur Regelung offener Vermögensfragen in verschiedenen Leitungsfunktionen gearbeitet und dabei von der Pike auf gelernt, wie Verwaltung funktioniert. 1998 bin ich zur Professorin für Verwaltungsrecht am Fachbereich Verwaltungswissenschaften der Hochschule Harz berufen worden. Ich habe dort 4 Jahre als Pro- Dekanin und 2 Jahre als Dekanin gewirkt und z.B. einen Studiengang „Europäisches Verwaltungsmanagement“ aufgebaut. Im April wurde ich dann zur Ministerin der Justiz in Sachsen- Anhalt ernannt. Seit 2011 bin ich Ministerin für Justiz und Gleichstellung.

 

Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Ich bin seit 2003 Mitglied in der SPD und habe mich jahrelang – auch als Landesvorsitzende – in der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Juristinnen und Juristen engagiert. 2005 hat mich Jens Bullerjahn für den Politikbereich „Justiz“ in sein Kompetenzteam berufen und so bin ich dann Justizministerin geworden.

 

Was treibt Sie an?

Mich ärgern Ungerechtigkeiten und dass es immer noch Diskriminierungen in vielen Bereichen gibt, deshalb versuche ich das Leben für die Bürgerinnen und Bürger gerechter zu machen. Mein Schwerpunktthema ist dabei die Gleichstellung von Frauen und Männern. Für mich ist es ein Skandal, dass Frauen nach wie vor nicht die gleichen Chancen haben und für die gleiche Arbeit weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Deshalb kämpfe ich für Lohngerechtigkeit durch ein sog. „Entgeltgleichheitsgesetz“.

 

Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen?

Für den Fall meiner Wiederwahl in den Landtag werde ich auf der einen Seite meine landespolitischen Zielsetzungen in den Bereichen Justiz und Gleichstellung weiter verfolgen und versuchen, die Dinge zu verbessern, die bisher noch nicht angegangen worden sind. In meinem Wahlkreis Wolfen bin ich Ansprechpartnerin für alle Fragen, Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger. Ich unterstütze darüber hinaus ein Netzwerk von Einrichtungen und Vereinen, die sich um diejenigen Menschen kümmern, die besondere Hilfe und Unterstützung brauchen. Dazu gehört für mich auch das ehrenamtliche Engagement für die Integration von Flüchtlingen.

 

Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt in Deutschland und in Europa und welche Perspektiven sehen Sie für das Land?

Sachsen- Anhalt hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt und nutzt seine Gestaltungsmöglichkeiten auf Bundes- und europäischer Ebene. Ich habe eine Vielzahl von Diskussion zur Gleichstellung (z. B.Frauenquote) angestoßen. Auf europäischer Ebene werbe ich für die von uns entwickelten Konzepte und mache mich für die Fortschreibung einer „Europäischen Gleichstellungstrategie“ stark. Ich bin Partnerin eines von der Europäischen Kommission finanzierten Projektes „European Women Shareholders Demand Gender Equality“.

 

Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen-Anhalts mitgestalten?

Gemeinsam mit mehr als hundert Unterstützerinnen und Unterstützern haben wir in den letzten drei Jahren ein „Landesprogramm für ein geschlechtergerechtes Sachsen- Anhalt“ erarbeitet. Ich mache mich dafür stark, dass die dort beschriebenen 200 konkreten Maßnahmen in allen Politikbereichen umgesetzt werden – damit Sachsen- Anhalt das frauen- und familienfreundlichste Land in Deutschland wird!

 

Wie denken Sie über die in Sachsen-Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge? Welche Chancen und Probleme sehen Sie und wie möchten Sie darauf reagieren?

Ich sehe den Zuzug und die Integration von Flüchtlingen als große Chance für Sachsen- Anhalt und Deutschland insgesamt. Schon heute höre ich von vielen Unternehmerinnen und Unternehmern, dass sie händeringend nach Fachkräften in den unterschiedlichsten Bereichen suchen. Aufgrund der demografischen Entwicklung stehen ausreichend Nachwuchskräfte in unserem Land nicht zur Verfügung. Es kommt jetzt darauf an, den Flüchtlingen mit einer Bleibeperspektive so schnell wie möglich Deutschkurse anzubieten und ihnen einen Zugang zu Ausbildung und Arbeit zu ermöglichen. Ich bin bei meinen Besuchen vor Ort immer wieder froh darüber zu sehen, wie viel ehrenamtliches Engagement und Unterstützung es gibt. Wir müssen aber darauf achten, diese Unterstützer nicht zu überfordern und die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass wir ihre Arbeit erleichtern.

 

Was möchten Sie als Abgeordnete des Landtages für Ihren Wahlkreis tun?

Ich möchte auch in Zukunft für die Bürgerinnen und Bürger da sein und meinen Beitrag zur Entwicklung städtischer Gebiete, die eine Begegnung ermöglichen und Erholungsmöglichkeiten für die Menschen bieten, leisten. Ich biete mit dem „Stadtgespräch“ eine Veranstaltungsreihe zu aktuellen Diskussionen und Problemen.

 

Welcher ist Ihr Lieblingsort in Sachsen-Anhalt?

Mein Wahlkreis bietet viele schöne Orte an denen ich mich wohlfühle. Meine Lieblingsorte sind die Marina an der Goitzsche und das Tiergehege in Bitterfeld. Dort besuche ich meinen Patenesel „Paulchen“.