Interview
Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?
Im September 1978 bin ich in die Spezialklassen für Mathematik und Physik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg aufgenommen worden und habe hier zunächst mein Abitur erworben. Seit dieser Zeit lebe ich – mit Unterbrechung durch den Grundwehrdienst – in Sachsen-Anhalt.
Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?
Ich bin Diplomlehrer für Mathematik und Physik. Von 1986 – 2002 war ich Lehrer und ab 1990 Schulleiter an der Sekundarschule in Wallwitz, heute ein Ortsteil von Petersberg. Seit 1998 bis ich der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Sachsen-Anhalt.
Wie sind Sie zur Politik gekommen?
Ich bin über die Arbeit in meiner Gewerkschaft – zunächst seit 1990 als ehrenamtliches Mitglied im Landesvorstand der GEW und seit 1998 als deren Vorsitzender – vielfach mit der Landespolitik in Berührung gekommen. Ich war von 2004 – 2014 als Fraktionsvorsitzender der Fraktion „Soziale Liste Saalekreis“ Mitglied im Kreistag des Saalekreises und von 2004 – 2010 Fraktionsvorsitzender der Fraktion „Bürger für Petersberg“ im Gemeinderat der Gemeinde Petersberg im Saalekreis.
Was treibt Sie an?
Der Wunsch, mit meinen Möglichkeiten zu einer gerechten und solidarischen Gesellschaft beizutragen, demokratische Entscheidungen zu fördern und den gemeinsam erwirtschafteten Reichtum zum Nutzen aller zu verwenden.
Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen?
Mein Arbeitsschwerpunkt soll die weitere Entwicklung des Bildungssystems in Sachsen-Anhalt sein. Hier geht es mir vor allem um mehr Pädagogen für die Kindertagesstätten und die Schulen, um die Entwicklung eines gerechten und inklusiven Schulsystems und um eine verlässliche und ausreichende Finanzierung der Hochschulen. Ich möchte mich aber auch für eine bessere Finanzausstattung der Kommunen einsetzen, die ein wichtiger Garant für gute Lebensbedingungen der Bürgerinnen und Bürger sind. Sachsen-Anhalt soll sich zu einem Land entwickeln, das zum Hierbleiben und zum Zurückkommen einlädt.
Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt in Deutschland und in Europa und welche Perspektiven sehen Sie für das Land?
Sachsen-Anhalt hat eine lange Siedlungstradition (Straße der Romanik), es ist das Land der Reformation und ein traditionsreicher Standort für Industrie, Landwirtschaft und Bildung. Es ist durch seine zentrale Lage an der ehemaligen Systemgrenze auch eine Drehscheibe für die Entwicklung europäischer und internationaler Wirtschafts- und Handelsbeziehungen. Sachsen-Anhalt hat deshalb gute Perspektiven als Bildungsland, als Technologiestandort und als Reiseland, wenn es sich mehr auf seine Traditionen und Stärken besinnt und selbstbewusst eine engere Kooperation in diesen Bereichen insbesondere mit den Nachbarländern Sachsen und Thüringen (Metropolregion) sucht.
Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen-Anhalts mitgestalten?
Siehe die Antworten zu den vorhergehenden beiden Fragen.
Wie denken Sie über die in Sachsen-Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge? Welche Chancen und Probleme sehen Sie und wie möchten Sie darauf reagieren?
Wir haben die humanitäre Verantwortung und Pflicht, diesen bedrängten Menschen eine Perspektive für ein menschenwürdiges Leben in Freiheit und Sicherheit zu eröffnen. Die Chancen für die Migranten und für unsere deutsche Bevölkerung sind dabei riesig – die dafür notwendigen Anstrengungen sind es auch. Deshalb ist es eine Schande und eine unsinnige Vergeudung von Ressourcen, dass derzeit so viel Kraft auf die aussichtslosen Versuche verwendet wird, diese Menschen von Deutschland und möglichst von Europa fernzuhalten, statt die Integration als eine nationale Aufgabe zu begreifen, an der alle nach Kräfte mitwirken. Probleme bereiten uns derzeit viel mehr die Populisten, die die Situation für ihre politischen Ziele missbrauchen, als die Migranten.
Was möchten Sie als Abgeordneter des Landtages für Ihren Wahlkreis tun?
Ich möchte mich vor allem dafür einsetzen, dass sich die Kindertagesstätten und die Schulen aber auch die unterschiedlichsten Vereine in den Gemeinden stabil und verlässlich entwickeln können und dass die Chancen der Kinder und Jugendlichen auf ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben nicht mehr vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Am Herzen liegt mir dabei auch, dass der Weg zu einer inklusiven Gesellschaft, in der es normal wird, die Unterschiedlichkeit von Mitmenschen als Gewinn und nicht als Bedrohung zu empfinden, durch geeignete Programme des Landes und des Kreises unterstützt wird.
Welcher ist Ihr Lieblingsort in Sachsen-Anhalt?
Sachsen-Anhalt hat viele ansehenswerte und gemütliche Orte. Halle zählt für mich inzwischen ebenso dazu, wie schon lange die Harzstädte Quedlinburg, Wernigerode oder Stolberg. Aber natürlich sind auch Wittenberg und Wörlitz, Merseburg, Naumburg und Freyburg oder Tangermünde, Osterburg und Havelberg Orte in unserem Land, die man gern auswärtigen Gästen einmal zeigen möchte.