Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Seit meiner Geburt.

Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?
Ich bin Diplombiologe. Während des Studiums habe ich mich sehr stark gesellschaftlich engagiert. Mit verschiedenen Nebenjobs habe ich etwas dazuverdient. Kurze Zeit war ich auch Wahlkreismitarbeiter bei einer Landtagsabgeordneten.

Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Durch mein Engagement als Studierendenvertreter. Ich habe mich während des Studiums sehr stark gegen die Kürzungen an den Hochschulen aufgelehnt.

Was treibt Sie an?
Die Möglichkeit etwas positiv zu verändern. Als Kind einer Arbeiterfamilie war ich der Erste, der studiert hat. Ich weiß um die Schwierigkeiten während des Studiums. Dass der Zugang zur Bildung vom sozialen Status abhängig ist, bleibt eine Ungerechtigkeit, die ich unbedingt verändern möchte.

Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen?
Weiterhin transpatent zu arbeiten und Politik mit ihren Möglichkeiten, aber auch mit ihren Zwängen zu kommunizieren. Gern kümmere ich mich auch um die konkreten Sorgen und Nöte vor Ort. Und ich bringe die Perspektive einer Großstadt mit ihren Problemen und Chancen für die Region ein. Dafür hilft mir insbesondere meine kommunalpolitische Verankerung.


Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt in Deutschland und in Europa und welche Perspektiven sehen Sie für das Land?

In Europa fiel unser Land leider durch die nicht korrekte Verwendung von Fördermitteln auf. Dabei hat das Land in der Mitte Europas gute Chancen. Dazu gehört die Entwicklung der Metropolregion um Halle und Leipzig. Der Universitätsverbund Halle-Leipzig-Jena kann dabei eine treibende Kraft sein. Die besten Perspektiven hat das Sachsen-Anhalt, wenn es ein Land mit bester Bildung und einer starken Wissenschaftslandschaft wird. Und es wird sich im Bund die Perspektive verändern, wenn zwei LINKE Ministerpräsidenten im Bundesrat sitzen. Denn es muss dafür gesorgt werden, dass der Osten nicht abgekoppelt wird.

Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen-Anhalts mitgestalten?

Mit einer starken Fraktion die eine Landesregierung mit Wulf Gallert als Ministerpräsident trägt. Bildung, Wissenschaft und Innnovation sind die Schlüsselthemen für eine gedeihliche Entwicklung. Ihre Förderung muss Priorität haben. Und ich will dazu beitragen, dass Sachsen-Anhalt ein weltoffenes und tolerantes Land bleibt.

Wie denken Sie über die in Sachsen-Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge?

Dass wir Menschen helfen, die vor Krieg, Elend und Verfolgung fliehen ist für mich eine der großen Errungenschaften unserer Gesellschaft. Es ist eine direkte Lehre aus der Katastrophe der Nazidiktatur und des zweiten Weltkriegs. Wer eine so brutale Strapaze wie die Flucht über das Mittelmeer und durch so viele Länder auf sich nimmt hat Schlimmes in seiner Heimat und auf dem Weg zu uns erlebt. Diesen Menschen müssen wir helfen!


Welche Chancen und Probleme sehen Sie und wie möchten Sie darauf reagieren?

Zum Problem werden die Zustände, wenn wir es durch unkoordiniertes staatliches Handeln dazu kommen lassen. Damit das nicht passiert, braucht es die richtige Einstellung. Dazu gehört der Wille, die Menschen die zu uns kommen, zu integrieren. Wir sollten das Grundrecht auf Asyl nicht unter Nützlichkeitsaspekten diskutieren. Zumal die Menschen, die zu uns kommen erstmal unsere Hilfe brauchen.
Aber: Wenn wir Vielfalt als Bereicherung begreifen und Integration gelingen lassen, liegt in der Zuwanderung eine echte Chance. Das gilt besonders für unser Bundesland, welches bislang von Abwanderung und sinkenden Bevölkerungszahlen gekennzeichnet ist.
Ein großes Problem sehe ich im Aufbrechen rassistischer Gesinnung. Rechte Parteien wie die AfD aber auch Pegida und seine Ableger schüren rassistische Ressentiments. Hass und Gewalt gegenüber Ausländern aber auch Andersdenkenden sind die Folge. Der Zulauf verunsichert auch gut integrierte Nichtdeutsche beispielsweise in der Wissenschaft. Wissenschaft lebt von Internationalität. AfD, Pegida und co. schwächen also direkt die Attraktivität unserer Wissenschaftslandschaft und stehen den Chancen für das Land entgegen. Vielmehr müssen Weltoffenheit und Toleranz ein Markenkern unseres Landes sein damit sich alle Menschen hier wohl fühlen und angstfrei miteinander leben können.


Was möchten Sie als Abgeordneter des Landtages für Ihren Wahlkreis tun?
Beratungsstellen und Begegnungsstätten, wie das Mehrgenerationenhaus Pusteblume sollen auch weiterhin vom Land gefördert werden. Integrationsprojekte sollen durch Land und Bund mitgefördert werden. Schulen in sozialen Brennpunkten sollen ein besonderes Augenmerk beim Personalbedarf bekommen. Fördermittel des Landes zur Sanierung von Kindertagesstätten und Schulen dürfen nicht an Halle vorbeifließen. Und ich setze mich für eine solide Finanzierung unserer Hochschulen ein. Die vielfältige Wissenschaftslandschaft kommt der Stadt als Ganzes zu Gute. Die vielen Studierenden und Wissenschaftler bereichern die Stadt und die Region. Innovative und kreative Ideen schaffen Arbeitsplätze. Zudem setze ich mich für eine bessere Finanzierung unserer Kultureinrichtungen ein. Das schließt für mich die freie Kulturszene, wie die „Grüne Villa“ mit ein.



Welcher ist Ihr Lieblingsort in Sachsen-Anhalt?

Ich lebe sehr gern in Halle. Es zieht mich aber auch immer wieder nach Quedlinburg zurück.