Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Ich bin ich Sachsen-Anhalt geboren.  

Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Ich habe an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg von 1996 bis 2001 Soziologie und Psychologie studiert. Nach meinem Abschluss als Diplom-Soziologin habe ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Forschungsprojekt gearbeitet und in dieser Zeit  meine Doktorarbeit geschrieben. Im Januar 2008 bin ich dann als persönliche Referentin in das Sozialministerium des Landes Sachsen-Anhalt gewechselt. 2011 habe ich zum ersten Mal für ein Mandat im Landtag kandidiert und bin seitdem Abgeordnete.

1998 bin ich in die Jugendorganisation der SPD eingetreten. Ein Jahr später dann in die SPD. Seitdem habe ich mich an vielen Stellen ehrenamtlich eingebracht, in den ersten Jahren vor allem in den verschiedenen Gremien der Jusos, danach aber auch in der SPD. So war ich von 2005 bis 2013 Stadtvorsitzende der SPD in Halle, seit 2013 gehöre ich diesem Gremium als stellvertretende Vorsitzende an. Seit 2008 bin ich Mitglied des Landesvorstandes der SPD und seit 2015 stellvertretende Landesvorsitzende meiner Partei.

Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Bei der Landtagswahl 1998 hat die rechtsextreme DVU in Sachsen-Anhalt 12,9 Prozent erreicht. Mich hat das schockiert! Bei diesem Ergebnis war mir aber auch klar, dass meckern oder sich schämen nicht ausreicht, sondern ich selber etwas tun muss. Aus diesem Grund wollte ich dann politisch aktiv werden. Bei der Wahl der Partei blieb für mich nur die SPD. Nicht nur weil meine Familie sozialdemokratisch geprägt ist, sondern weil auch ich ihre Grundwerte – Freiheit, Gleichheit, Solidarität – teile.

Was treibt Sie an?

Thematisch brenne ich natürlich für mein eigenes Politikfeld – die Wissenschaftspolitik. Aber was mir an meinem Beruf am meisten Spaß macht ist dadurch die Möglichkeit zu haben immer neue Menschen kennenzulernen und von den Gesprächen mit ihnen etwas mitzunehmen. So habe ich in den vergangen Jahren eine Menge gelernt und dass ist großartig.

 

Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen?

Halle braucht viele, die sich für unsere Stadt stark machen, dass habe ich in den vergangenen Jahren gemacht und werde ich auch weiterhin tun. Als Abgeordnete des Landtages habe ich deshalb immer versucht Landesinteresse und die besondere Situation meiner Stadt miteinander zu verbinden. Sowohl bei der Diskussion über die Hochschulstruktur unseres Landes als auch bei den Überlegungen zu einem verbesserten Hochwasserschutz. Bei diesen Themen muss die Stadt Halle eigene Forderungen aufmachen, die ich gerne auch zukünftig in Magdeburg vertrete. Gleichzeitig liegt es aber im Interesse aller, wenn im Landtag ausgewogene Entscheidungen getroffen werden. Im Falle meiner Wahl werde ich daher unsere halleschen Argumente in jede Diskussion einbringen, vertreten und sie anderen vermitteln.

Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt in Deutschland und in Europa und welche Perspektiven sehen Sie für das Land?

Sachsen-Anhalt ist sicherlich nicht das wirtschaftsstärkste oder bevölkerungsreichste Bundesland in Deutschland. Daran wird sich auch aller Wahrscheinlichkeit nach nichts so schnell ändern. Dennoch hat unser Bundesland viel zu bieten, was für die gesamte Bundesrepublik und für Europa von Bedeutung ist. Unsere Hochschulen sind attraktiv für Studierende aus anderen Bundesländern, aber auch aus dem Ausland – unser Know how verändert also auch außerhalb Sachsen-Anhalt etwas. Unsere Wirtschaft ist für viele Unternehmen außerhalb unserer Landesgrenze wichtiger, ja geradezu unverzichtbarer Partner.  Aber wir müssen aus den vielen Schätzen, die wir hier haben mehr machen. Unsere Wirtschaft darf nicht mehr nur verlängerte Werkbank sein, sondern durch die Verbindung mit der wissenschaftlichen Kompetenz bei uns, zum Motor einer gelungen Entwicklung werden.

Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen-Anhalts mitgestalten?

In den letzten fünf Jahren habe ich gerade in  Halle zahllose Gesprächen mit Unternehmern, Vereinen und Verbänden vor Ort geführt, bin mit unterschiedlichsten Bürgern in meinem Knowledcafes zusammengekommen und habe mich mit den Vertretern der Hochschulen – und das sind nicht nur die Rektoren! – getroffen. Aber auch durch mein Engagement in verschiedenen Institutionen habe ich immer wieder eine Rückkopplung zu den in Halle geführten Diskussionen. Ich bin seit 2001 im Vorstand des AWO Regionalverbendes Halle-Merseburg und arbeite auch im Landesvorstand der AWO seit vielen Jahren mit. Seit 2013 bin ich Mitglied des Vorstandes der Freiwilligenagentur Halle. Durch die Arbeit in beiden Vereine bekomme ich gespiegelt, wo bei den Menschen in unserer Stadt der Schuh drückt. Und leider gibt es hier immer noch recht viele Stellen, an denen das so ist. Aus diesen Gesprächen nehme ich sehr viel mit, versuche Fragen zu beantworten und politische Entscheidungen zu erklären. Und ich kann Probleme, Ideen und  Projekte mitnehmen und diese in Magdeburg vertreten. Nur so können wir gemeinsam Sachsen-Anhalt zukunftsfähig machen.

Wie denken Sie über die in Sachsen-Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge? Welche Chancen und Probleme sehen Sie und wie möchten Sie darauf reagieren?

Aktuell bestimmen Krieg und Vertreibung in vielen Ländern den Alltag und viele Länder im direkten Umfeld der Kriegsregionen – Jordanien, Libanon, Türkei – leisten schon seit vielen Jahren unglaubliches, um diesen Menschen Schutz zu geben. Deutschland ist der Genfer Menschenrechtskonvention verpflichtet, und damit stehen wir in der menschlichen Pflicht Kriegsflüchtlinge aufzunehmen. Ich bin dankbar, dass viele Menschen aus dieser humanitären Pflicht ein herzliches Willkommen gemacht haben und durch viel ehrenamtliches Engagement versuchen, den Menschen, die zu uns kommen ein Ankommen zu ermöglichen.

Aber nach dem Ankommen steht eine viel wichtigere Aufgabe, denn  dann muss aus Ankommen Integration gestaltet werden. Dabei ist zu erst auch die Politik in der Pflicht. Schnelle Entscheidungen darüber, wer hier bleiben darf sind dazu zwingend notwendig. Jenen Menschen, die bei uns bleiben muss dann aber auch schnellstmöglichst der Zugang zu unserer Sprache ermöglicht werden. Daraus folgt dann ein Zugang zu Ausbildung und Beruf. Wir alle stehen vor der großen Aufgabe aus fremden Menschen Nachbarn, Arbeitskollegen und Freunde zu machen und dieser Weg wird nicht ohne das Wollen auf beiden Seiten funktionieren.

Und dabei gibt es nichts zu beschönigen. Diese große Aufgabe vor der wir stehen erzeugt bei vielen unserer Bürgerinnen und Bürger Sorge und Angst und niemand kann ihnen versprechen, dass alles so bleiben wird wie es schon immer war. Aber jede Veränderung bringt auch die Möglichkeit sich einzubringen und selbst etwas zu tun.

Was möchten Sie als Abgeordneter des Landtages für Ihren Wahlkreis tun?

Neben der Wissenschaftspolitik für Halle und unser Land gibt es noch viele andere Themen, die mir am Herzen liegen und für die ich brenne. So habe ich mich bereits aktiv in die Diskussion über einen ausgewogenen Hochwasserschutz für Halle eingebracht und will dafür Sorge tragen, dass Halle, mit der Unterstützung des Landes, einen Hochwasserschutz bekommt, der nicht beim Deichbau aufhört, aber dort schnell anfangen muss. Darüber hinaus brauchen wir ein ganzes Bündel von Maßnahmen für unterschiedliche Gebiete der Stadt, für Eigentümer und Mieter und auch für die Gebiete, denen ein Damm nicht helfen wird. Zweitens werde ich mich weiterhin für die Einrichtungen unserer Stadt stark machen, die sich, wie das Salinetechnikum, für die außerschulische Bildung von Kindern und Jugendlichen einsetzen. Als Salinebotschafterin konnte ich schon für die Saline-Sommerakademie die Schirmherrschaft übernehmen und habe auch meinen Kollegen von diesem tollen Bildungsprojekt erzählt, das, durch die Kooperation mit vielen Unternehmen und den Hochschulen, Kindern und Jugendlichen zeigt, was hinter MINT so alles stecken kann. Drittens werde ich mich für eine bessere finanzielle Ausstattung der Hochschulen unseres Landes einsetzen, damit unsere Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg auch weiterhin ein Magnet für junge Menschen sein kann. Für mich gehört dazu auch der vom Land angeregter Pakt für faire Arbeit an unseren Hochschulen, um dem wissenschaftlichen Nachwuchs auch tatsächlich eine Perspektive zu bieten.

Welcher ist Ihr Lieblingsort in Sachsen-Anhalt?

Einfach #HalleHalt!