Interview Marco Tullner

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Ich lebe seit meinem ersten Lebensjahr (auf dem Gebiet des heutigen) in Sachsen-Anhalt.

 

Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Ich habe mein Studium der Geschichte und Politikwissenschaft an der MLU als M.A. abgeschlossen und anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Professor Everhard Holtmann gearbeitet. In den Jahren 2001 und 2002 war ich als Referent bei Landtagspräsident a.D. Dr. Klaus Keitel tätig.

1991 wurde ich Mitglied der CDU und habe mich dort ehrenamtlich in vielfältigen Funktionen engagiert. Ich war seit dem Jahr 1999 stellvertretender Kreisvorsitzender und wurde im Jahr 2013 zum Kreisvorsitzenden der CDU Halle gewählt.

2002 habe ich zum ersten Mal für den Landtag von Sachsen-Anhalt kandidiert und den Wahlkreis direkt gewonnen. Dies ist mir auch in den Jahren 2006 und 2011 gelungen.

Seit 2011 bin ich als Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt tätig.

 

Wie sind Sie zur Politik gekommen?

 Ich bin seit meiner Jugend politisch interessiert. Durch die friedliche Revolution bin ich zur Mitgestaltung und zum Engagement in der Politik motiviert worden. Die CDU mit Helmut Kohl hat mich dabei durch ihr konsequentes Eintreten für die deutsche Einheit am meisten überzeugt. Daher bin ich 1991 Mitglied der CDU geworden.

 

Was treibt Sie an?

Ich habe in meiner Tätigkeit, der Zusammenarbeit mit vielen Menschen, sehr viel Freude und Erfüllung gefunden. Durch das hauptberufliche Engagement in der Politik bekomme ich in vielfältiger Hinsicht Einblicke in Zusammenhänge und Problemlagen in unserem Land. Diese gewonnenen Erfahrungen möchte ich für Halle aber auch für das Land Sachsen-Anhalt weiterhin einsetzen, damit sich unsere Heimat positiv entwickeln kann.

 

Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen?

Ich möchte dazu beitragen, dass wir auch in den kommenden Jahren eine stabile und verlässliche Landespolitik gestalten können. Der eingeschlagene Kurs muss fortgesetzt werden. Solide Finanzen, eine gute wirtschaftliche Entwicklung und eine Schwerpunktsetzung für Bildung, Wissenschafts- und Innovationspolitik bleiben aus meiner Sicht die Schlüssel für eine positive Zukunft in Sachsen-Anhalt.

Zugleich kommt es darauf an, die Interessen des Südens in Sachsen-Anhalt stärker zu artikulieren.

 

Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt in Deutschland und Europa und welche Perspektive sehen Sie für das Land?

Aus europäischer Perspektive ist Sachsen-Anhalt ein kleiner Teil Deutschlands. Die nationale Sicht zeigt, das Sachsen-Anhalt als Bundesland in der Mitte Deutschlands durchaus wahrgenommen wird. Aufgrund dessen sowie mit Blick auf unsere Transformationserfahrungen infolge der deutschen Einheit und den guten Zukunftsperspektiven unserer jungen Leute (Demografie) sehe ich uns als sehr chancenreich an. Um dies zu nutzen, müssen, wir aber insgesamt dynamischer, optimistischer und risikofreudiger werden. Ich bin sicher, dass dies gelingen kann.

 

Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen-Anhalts mitgestalten?

Einer der wesentlichen Punkte zur erfolgreichen Mitgestaltung der Zukunft des Landes  ist der Willen, mit allen demokratischen Partnern zusammenzuarbeiten, die daran mitwirken wollen, unser Land besser zu machen. Politik ist ein „Mannschaftssport“. Dazu bin ich ausdrücklich bereit.

 

Wie denken Sie über die in Sachsen-Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge? Welche Chancen und Probleme sehen Sie und wie möchten Sie darauf reagieren?

Zunächst einmal muss den Menschen, die hierher gekommen sind, geholfen werden. Hier wird haupt-, aber auch ehrenamtlich unwahrscheinlich viel geleistet. Darauf können wir alle stolz sein. Und es kann für Regionen wie Sachsen-Anhalt eine Chance sein, die demografischen Perspektiven positiv zu verändern. Die Integration der Menschen aus Flüchtlingsgebieten kann aber nur gelingen, wenn unsere Werte und Normen gelebt werden.

Parallel dazu muss der Flüchtlingsstrom begrenzt werden. Deshalb muss in Europa der Gedanke des gemeinsamen Hauses Europa stärker gelebt werden. Auch die beteiligten Staaten im Nahen Osten und darüber hinaus müssen wirksamer als bisher zusammenarbeiten, um die Ursachen der Flucht und des Terrors in den Blick zu nehmen. Das ist ein langer, aber alternativloser Prozess.

 

Was möchten Sie als Abgeordneter des Landtages für Ihren Wahlkreis tun?

Halle braucht eine starke Stimme in der Landespolitik. Es kommt aus meiner Sicht darauf an, mit anderen Partnern zusammen, das Beste für Halle bzw. das Land zu erreichen. Dazu will ich weiterhin beitragen.

Die wirtschaftliche Entwicklung muss weiter vorangebracht werden, Neben der Ansiedelung von weiteren Unternehmen gilt es vor allem, bestehenden Unternehmen zu helfen, ihre Wettbewerbschancen zu verbessern und mehr Wachstum zu ermöglichen. Die Stärkung der Innovationskraft und eine stärkere Internationalisierung sind dabei aus meiner Sicht wichtig.

In engem Zusammenhang damit steht die Rolle der Wissenschaft. Die weitere Entwicklung unserer Wissenschaftseinrichtungen liegt mir dabei sehr am Herzen. Die Martin-Luther-Universität, die BURG und die vielen anderen Institute benötigen stabile und verlässliche Rahmenbedingungen. Die weitere Neuausrichtung unserer Universitätsmedizin gilt es, weiter zu begleiten. Zudem muss die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, fast idealtypisch im Weinbergcampus gelebt, weiter verstärkt werden.

Aber auch andere Politikbereiche müssen im Blick bleiben. Die Ertüchtigung unserer Verkehrsinfrastruktur (z.B. A 143, Osttangente) bleibt ein stetiges Thema, ebenso wie die Entwicklungsperspektive der kulturellen Einrichtungen und Akteure in der Kulturhauptstadt des Landes.

 

Welcher ist Ihr LIeblingsort in Sachsen-Anhalt?

Am liebsten bin ich an der Saale unterwegs. Natürlich in Halle. ;-)