Interview Wolfgang Aldag

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Seit 23 Jahren.

1993 bin ich nach Sachsen-Anhalt gekommen um an der Hochschule Anhalt (Standort Bernburg) Landespflege zu studieren.

Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Nach der Fachhochschulreife und dem Zivildienst in der Gärtnerei der Anstalt Stetten habe ich 1989 eine 3 jährige Ausbildung als Landschaftsgärtner begonnen und diese 1992 mit  der Prüfung zum Gärtner, Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau beendet. Danach habe ich in Bernburg Landespflege studiert und im Dezember 1997 mit Diplom als Dipl.- Ing. (FH) Landespflege abgeschlossen.

Nach dem Studium habe ich sofort mein eigenes Planungsbüro eröffnet. Seit 17 Jahren führe ich das Büro als freier Garten- und Landschaftsarchitekt.

2011 habe ich, zusätzlich zu meiner Tätigkeit als Garten- und Landschaftsarchitekt, mit meinem Geschäftspartner einen Garten- und Landschaftsbaubetrieb gegründet.

 

Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Durch direkte Ansprache von Menschen in meinem Umfeld, die mich ermutigt haben kommunalpolitisch aktiv zu werden. Deshalb habe ich mich für die, bei der letzten Kommunalwahl erfolgreiche, Kandidatur für den Stadtrat entschieden.

 

Was treibt Sie an?

Herausforderungen, Missstände  und offensichtlich auf der Hand liegende Potentiale die nicht erkannt und nicht konsequent genutzt werden.

 

Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen?

So zu bleiben wie ich bin.

 

Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt in Deutschland und in Europa und welche Perspektiven sehen Sie für das Land?

Sachsen – Anhalt spielt, im Verbund mit Sachsen und Thüringen, als  Mitteldeutsche Metropolregion eine wichtige Rolle für Deutschland und für Europa. Kulturell und wirtschaftlich ist diese Region von großer Bedeutung und unser Bundesland hat noch eine Menge bisher ungenutzter Potentiale. Gerade weil Sachsen – Anhalt noch etwas hinter den beiden Freistaaten Sachsen und Thüringen hinterherhinkt und die Großindustrie vor immensen Herausforderungen steht, ergeben sich erhebliche Chancen neue, zukunftsträchtige und ressourcenschonende Technologien zu entwickeln und zu etablieren. Perspektivisch kann Sachsen – Anhalt viel mehr als es derzeit zeigt. Dazu muss die Fördermittelverteilung konsequent anders erfolgen. Junge, innovative „Start-Up“-Unternehmen müssen zielgerichtet und auch mit dem Mut zum Risiko unterstützt werden um so ein Klima zu schaffen, welches junge Menschen dazu motiviert im Land zu bleiben um dieses voran zu bringen.

Betrachtet man die Mitteldeutsche Region geschichtlich, so hat diese Region Europa in vielen Dingen maßgeblich beeinflusst. Dieser Werte muss man sich wieder stärker bewusst werden und selbstbewusst nach Außen tragen.

 

Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen-Anhalts mitgestalten?

Indem ich meine Erfahrungen, die ich in den vergangenen 23 Jahren hier machen durfte, nun auf der politischen Ebene einbringe.

Ich kenne das Land und habe die Entwicklung nach der Wende intensiv beobachtet und in Teilen selbst mitgestaltet. Als Studenten waren wir wesentlich am Aufbau der Hochschule Anhalt aktiv beteiligt, haben Inhalt und Ausrichtung des Standortes Bernburg mitbestimmt. In Projekten haben wir die Entwicklung der Tagebaue in Bitterfeld und Gräfenhainichen begleitet, ebenso Projekte an Elbe und Saale.

2000 habe ich mich bewusst dazu entschieden in Sachsen – Anhalt zu bleiben um die Entwicklung des Landes weiter zu begleiten. Als junger Landschaftsarchitekt war ich in viele Projekte im ganzen Land involviert und habe, durch die Beteiligung an den Bundes- und Landesgartenschauen im Land, viele Regionen und die dortigen Strukturen kennen gelernt. Mit dem Projekt Skatepark Halle habe ich, zur IBA 2010, ein Projekt umgesetzt, dass mittlerweile weit über die Grenzen von Sachsen –Anhalt bekannt ist und beispielhaft für die Beteiligung von Nutzern in Planungsprozessen gilt. Ich war 10 Jahre lang Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur Sachsen Anhalt e.V, war Gründungsstifter der BürgerStiftung Halle, dort 4 Jahre Vorsitzender und bin nun seit 6 Jahre im Kuratorium tätig.

 

Wie denken Sie über die in Sachsen-Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge? Welche Chancen und Probleme sehen Sie und wie möchten Sie darauf reagieren?

Im Moment bin ich bestürzt darüber wie Teile unserer Gesellschaft reagieren. Damit meine ich nicht diejenigen Menschen die offen und klar das Thema diskutieren um Lösungswege zu finden, sondern diejenigen die auf die Straße gegen um mit Hassparolen gegen Menschen zu hetzen, die in ihrer Not zu uns kommen. Für mich ist klar dass den Menschen geholfen werden muss und die Integration das höchste Ziel bleiben sollte. Die größte Herausforderung dabei bleibt es, jetzt vor dem nahenden Winter menschenwürdige Unterkünfte zu finden. Die Registrierung , das Aufnahme- und das Asylverfahren müssen beschleunigt werden um die Menschen, die in Deutschland ein Bleiberecht erhalten, schnell einzugliedern und zu integrieren. Gelingt das, sehe ich Potentiale für die gesamte Gesellschaft. Gleichzeitig muss es uns aber auch gelingen die Herausforderungen vor denen wir seit Jahren stehen, in gleichem Maße anzunehmen und auch dafür Lösungswege aufzuzeigen. Dringende Reformen in unserem Bildungssystem, aber auch im Gesundheits- und Rentensystem müssen endlich konsequent angepackt werden. Gerade auch für diese Herausforderungen kann die derzeitige Situation und die damit zu lösenden Aufgaben eine echte Chance sein. Dabei müssen die politischen Ebenen im Bund und in den Ländern an einem Strang ziehen.

 

Was möchten Sie als Abgeordneter des Landtages für Ihren Wahlkreis tun?

Mein größtes Anliegen ist es als Abgeordneter des Landtages für die Bürgerinnen und Bürger da zu sein und stets ein offenes Ohr auch für die ganz alltäglichen Probleme zu haben. Meine Arbeit soll überzeugen und Vertrauen schaffen. Vertrauen in die Politik und die Menschen die Politik machen.

Der Wahlkreis 36 (Halle II) erstreckt sich vom Norden bis in den Süden quer durch die Stadt. Jeder Stadtteil ist verschieden und hat mit den unterschiedlichsten Herausforderungen zu kämpfen. In Trotha wird es darum gehen das Hafengebiet so zu entwickeln, dass zukünftig Gewerbeansiedlungen erfolgen die unschädlich für Mensch und Umwelt sind. Im Bereich Saaleaue werde ich mich für eine schnellen und umfangreichen Hochwasserschutz einsetzen, welcher der Altstadt und Halle-Neustadt gerecht wird. Gleichzeitig gilt es die Saale touristisch zu entwickeln. Im Süden spielt das Thema Verkehr eine wichtige Rolle. Die jahrelange Diskussion um die Hochstraße und die Diskussionen zum Umbau der Merseburger Straße bilden die Intensität dieses Themenkomplexes gut ab. In diesem Zusammenhang möchte  ich die Themen Mobilität und sinnvoll vernetzte Mobilitätsketten mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutieren und mögliche Lösungswege aufzeigen.

 

Welcher ist Ihr Lieblingsort in Sachsen-Anhalt?

Sachsen – Anhalt ist ein Land mit vielen, ganz besonderen Orten. Mit Dahlen in der Altmark verbindet mich eine wunderbare Freundschaft. Im Garten der ehemaligen Schule sitze ich gerne mit meinen altmärkischen Freunden.

Im Herbst zeigt der Harz seine volle Schönheit. Lange ausgedehnte Spaziergänge durch die wunderbare Kulisse des Mittelgebirges machen hier besonders viel Spaß. Kanufahrten auf der Saale und Motorradausfahrten entlang der Elbe gehören zu meinem jährlichen Pflichtprogramm. Die ganze Schönheit des Landes kann man so auf wunderbare Art und Weise erfahren.

Mein Lieblingsort jedoch ist das Saaleufer unterhalb des Lehmannfelsens in Halle an der Saale. Hier finde ich Ruhe und treffe viele mir bekannte Gesichter. Dem regen Treiben am Saalstrand schaue ich gerne zu, weil die Tatsache, dass die Menschen wieder in der Saale baden sehr anschaulich deutlich macht,  wie sehr  sich dieses Land in den letzten Jahren im positiven Sinne verändert hat.