Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Ich komme aus Sachsen-Anhalt, bin in Halle geboren und in Merseburg aufgewachsen. Nach meinem Abitur war ich für sieben Jahre unterwegs, u.a. als Zivildienstleistender in Nordirland und für mein Studium in Jena und Berlin.


Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Ich habe Geschichte und Politikwissenschaft studiert und während meines Studiums bereits für eine Bundestagsabgeordnete gearbeitet und einen großen Umweltverband, den BUND, gearbeitet. Nach Abschluss meines Politikstudiums war ich von 2007 bis 2011 als regionaler Berater gegen Rechtsextremismus beim Miteinander e.V. tätig.


Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Ich komme aus einer Familie, in der Politik und das sich Einbringen in die Gesellschaft permanentes Thema sind. Dieses aktive katholische Milieu hat mich stark geprägt. Über den Natur- und Umweltschutz und ehrenamtliches Engagement bin ich dann sehr schnell, schon 1998, bei den GRÜNEN gelandet und habe dort jahrelang Politik in der außerparlamentarischen Opposition gestaltet. Seit 2011 bin ich Landtagsabgeordneter und kann als Parlamentarischer Geschäftsführer und Innenpolitischer Sprecher im Landtag für meine Wählerinnen und Wähler tätig sein.


Was treibt Sie an?

Die Möglichkeit unsere Zukunft gestalten und nicht bloß geschehen zu lassen. In meiner ersten Legislatur als Abgeordneter habe ich gemeinsam mit meiner Fraktion schon eine ganze Menge erreicht: Namensschilder für Polizisten, der Verfassungsschutz kann nicht weiter unbemerkt Akten schreddern,

die Schullaufbahnempfehlungen sind nun nicht mehr verbindlich, Ferkel werden nicht mehr aus wirtschaftlichen Gründen getötet, die Landesregierung hat keine Möglichkeit, durch so genannte Staatstrojaner Bürgerinnen und Bürger zu bespitzeln, die Hürden für ein Bürgerbegehren sind nicht mehr unüberwindbar hoch,... Vieles konnten wir aber auch nicht erreichen, weil uns politische Mehrheiten dafür fehlten.


Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen?

Ich setze mich dafür ein, dass in der Einwanderungsdebatte nicht Rassisten und Hetzer den Ton bestimmen. Mein Motto dafür lautet: Herz statt Hetze! Ich will mich für mehr Bildungsgerechtigkeit einsetzen und dafür, dass alle Kinder, gleich ihrer sozialen Herkunft, die gleichen Bildungschancen haben und entsprechend ihrer Talente und Fähigkeiten gefördert werden. Die Förderung sollen die Kinder und Jugendlichen in Schulen am Ort bekommen, für mich hat der Erhalt von Schulstandorten im ländlichen Raum oberste Priorität. Meine Vision für Sachsen-Anhalt ist die eines Bundeslandes, dass bei der Energieerzeugung zu 100% auf erneuerbare Energien setzt und dafür auf die Verstromung von Braunkohle verzichtet. In der Landwirtschaftspolitik ist es wichtig, die Situation regional produzierender Landwirte zu verbessern. Mein Ziel ist es, den Anteil der ökologisch produzierenden Landwirte in Sachsen-Anhalt auf 20 Prozent zu erhöhen. Unnötiges Leid muss den Tieren erspart werden. Ich möchte mich auch dafür einsetzen, dass ein Umdenken in Gang gesetzt wird über die Art und Weise wie unsere Lebensmittel produziert werden und möchte, dass die landwirtschaftliche Produkte endlich die Wertschätzung erfahren, die ihrem zentralen Stellenwert in unserem Leben entsprechen.


Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt in Deutschland und in Europa und welche Perspektiven sehen Sie für das Land?

Gute Bildung, saubere Energie, ein intaktes Ökosystem und ein Platz an dem Menschen aus aller Welt willkommen sind und an dem jeder eine gute Zukunftsperspektive hat, so sehe ich Sachsen-Anhalt.

Sachsen-Anhalt kann dabei eine Vorreiterrolle annehmen für Deutschland und Europa.

 

Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen-Anhalts mitgestalten?

Ich will als Landtagsabgeordneter notwendige Debatten mit anstoßen und durch meine Arbeit im Parlament die Weichen dafür stellen, dass Sachsen-Anhalt sich tatsächlich entwickeln kann. Der aktuelle Stillstand, ja der Rückbau überall im Land macht mich traurig. Politik kann durch Gesetzgebung, vor allem aber durch ein anderes Klima viel verändern.


Wie denken Sie über die in Sachsen-Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge? Welche Chancen und Probleme sehen Sie und wie möchten Sie darauf reagieren?

Seit über 60 Jahren schrumpft die Bevölkerung Sachsen-Anhalts immer weiter. In den letzten 25 Jahren hat Sachsen-Anhalt pro Jahr 30.000 EinwohnerInnen verloren. Ich bin überzeugt, dass die Einwanderung von Geflüchteten nach Deutschland und Sachsen-Anhalt vor allem eine Chance ist. Die Aufgabe ist groß, die es zu bewältigen gilt. Geflüchtete brauchen schnellen Zugang zu Deutschkursen und wir müssen dafür sorgen, dass diese Menschen auch unmittelbaren Zugang zum Arbeitsmarkt haben. Die Vorrangprüfung muss abgeschafft werden, ausländische Berufsabschlüsse und Qualifikationen müssen schnell und unkompliziert anerkannt werden.


Was möchten Sie als Abgeordneter des Landtages für Ihren Wahlkreis tun?

In meinem Wahlkreis, dem Wahlkreis 39 in Merseburg sehe ich für die kommenden Jahre eine ganze Reihe von Herausforderungen.

Wir müssen einen Dialog aller hier lebenden Menschen in Gang setzen. In meiner Veranstaltungsreihe, dem Merseburger Salon, den ich mit dem Domstraße 2 e.V. gemeinsam veranstalte, habe ich ein Format entwickelt, das diesen Dialog fördern kann.

Es muss uns außerdem gelingen, die jungen, gut ausgebildeten Menschen in der Region zu halten, dafür spielt in Merseburg die Hochschule eine zentrale Rolle. Ich will mich mit ganzer Kraft dafür einsetzen, dass der Hochschulstandort Merseburg Bestand hat und die hervorragende Arbeit der Lehrenden und Forschenden Hochschulangehörigen fortgesetzt werden kann!

Natürlich habe ich jederzeit ein offenes Ohr für die Fragen, Probleme und auch die Kritik der Bürgerinnen und Bürger. Ich biete regelmäßig Bürgersprechstunden an, bei denen ich mit den Merseburgerinnen und Merseburgern ins Gespräch komme und auch über die sozialen Netzwerke bin ich stets erreichbar.


Welcher ist Ihr Lieblingsort in Sachsen-Anhalt?

Ich bin unglaublich gern an und auf der Saale unterwegs. Auf dem Saaleradwanderweg zu fahren, im Sommer im Fluss zu schwimmen oder am Flussufer spazieren zu gehen, das macht für mich Heimat aus. Hier kann ich Natur genießen und finde auch Ruhe.