Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Mein ganzes Leben. Geboren bin ich in der Lutherstadt Eisleben, wohne aber schon immer in der Dom- und Hochschulstadt Merseburg.


Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Ich bin Versicherungsmakler mit der Spezialisierung: Fachmakler für akademische Heilberufe. Vorher war ich Versicherungsvertreter für eine Gesellschaft und führte eine Versicherungsagentur in Halle. In der Versicherungs- und Finanzbranche bin ich seit 2002 tätig. Meine erste Berufsausbildung fiel in die Wendezeit. Ich habe 1988-1990 Kachelofen- und Luftheizungsbauer gelernt. Häuser und Wohnblöcke wurden zum großen Teil mit Kachelöfen und festen Brennstoffen beheizt. Handwerkliches Geschick ließ es mir nicht schwerfallen die nächste Ausbildung zum Fliesenleger anzuschließen, der Anfang der 90er Jahre in dieser Region gefragter war und wo ich dann auch meine Meisterausbildung absolvierte. Ich hatte sehr zeitig den Drang danach, mich selbständig zu machen und verwirklichte dies per 01.02.1994, also kurz vor meinem 22. Geburtstag. Die Selbständigkeit ermöglichte es mir, das gesellschaftliche Miteinander und unsere Solidargemeinschaft von allen Seiten zu betrachten. Ich hatte zeitweise bis zu 6 Mitarbeiter und habe 4 Lehrlinge ausgebildet. Nach dem Regierungswechsel 1998 erlebte die Baubranche eine Krise, von der viele Unternehmen betroffen wurden. Dadurch und durch unternehmerische Fehlentscheidungen musste ich Insolvenz anmelden und habe den Handwerksbetrieb schlussendlich eingestellt.


Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Ich bin von 1978 bis 1988 im Schulsystem der DDR bereits als „systemkritischer Schüler“ groß worden. Die Zwiespältigkeit und die aufgezwungene Ideologie waren mir als Heranwachsenden schon verhasst. Aus evangelischem Elternhaus stammend erlebte ich die Wendezeit als Ofenbauerlehrling und als Mitglied der „Jungen Gemeinde“ in Merseburg und habe dort im Merseburger Dom 1989 die ersten Friedensgebete und Montagsdemonstrationen mit organisiert. Mein beruflicher Werdegang und die frühe Selbständigkeit ließen das Politikinteresse stetig wachsen. Was Steuern, Sozialabgaben, Mindestlohn im Bauhauptgewerbe und Unternehmeralltag bedeuten, habe ich mit zeitweise 35.000 DM monatlichen Lohnkosten erfahren. Als ich dann als Unternehmer gescheitert war und mich beruflich aus Frustrations-, aber auch aus Gesundheitsgründen neu orientiert hatte, fand ich Zeit mich dem FDP Ortsverband Merseburg – Leuna anzuschließen. Die klare Sprache von Dr. Guido Westerwelle hatte mich zu den Liberalen gebracht. Insbesondere die damaligen Hinweise der FDP zur Umstrukturierung der sozialen Sicherungssysteme, die jedem Unternehmer im Porte­mon­naie brennen. Eine politische Karriere schwebte mir damals nicht vor.

 

 

Was treibt Sie an?

Mir ist wichtig den Mittelstand zu unterstützen. Nur 10 % der Tätigen Menschen in Deutschland sind selbständig, schaffen jedoch die meisten Arbeits- und Ausbildungsplätze und sind somit die tragende Säule der Gesellschaft, die entlastet werden muss. Der Alltag des deutschen Unternehmers, Mittelständlers und Handwerksmeisters ist geprägt von Bürokratie, Zahllasten und gewerberechtlichen Vorschriften. Bill Gates wäre in Deutschland schon an der Garagennutzungsverordnung gescheitert. Erschreckend muss ich im Jahre 2015 zur Kenntnis nehmen, dass selbst gesunde Unternehmen die Arbeit einstellen aus Unzufriedenheit mit den Rahmenbedingungen. Die treibenden Kräfte unserer Gesellschaft müssen unterstützt und gefördert werden, nicht behindert und reglementiert. Aus meiner Sicht als Arbeitgeber bin ich gern bereit übertarifliche Löhne zu zahlen, wenn ich auf verlässliche und gut ausgebildete Arbeitnehmer zurückgreifen kann, sofern mir der Markt und die Rahmenbedingungen die Möglichkeit lässt, ausreichend Geld zu erwirtschaften. Wenn es den Unternehmen gut geht, dann geht es auch den Arbeitnehmern gut.

Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen?

Parlamentariern obliegt eine große Verantwortung. Politik schafft Regeln in denen sich die Gesellschaft bewegt. Die Politik hat längst die Erfordernisse und Wünsche der Menschen aus den Augen verloren. Die Wahlbeteiligung spiegelt das wieder. Ich möchte mich für mehr direkte Demokratie einsetzen. Die Landesgesetzgebung will ich mit meiner Sicht als Unternehmer beeinflussen in allen Bereichen. Im Landesvorstand der FDP habe ich als Leiter des Fachausschusses Bauen, Wohnen und Verkehr mich für die Erweiterung und Fertigstellung der geplanten Infrastruktur in Sachsen – Anhalt eingesetzt. Stichworte dazu sind A 143 und A 14. Die infrastrukturellen Voraussetzungen sind entscheidend für Industrieansiedlungen und somit auch Grundlage für Erhalt und Schaffung von Arbeitsplätzen.

Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt in Deutschland und in Europa und welche Perspektiven sehen Sie für das Land?

Unser Bundesland hat sowohl kulturell, als auch wirtschaftlich viel zu bieten. Nach Bayern sind hier die meisten UNESCO – Welterbe Stätten. Bauhaus, Wörlitzer Park, Lutherstädte Eisleben und Wittenberg, Quedlinburg und eine Vielzahl von Domen, Burgen und Schlössern. Die effiziente Vermarktung eines solch beispielhaften Potentials wurde bisher von der eigens dafür geschaffenen Gesellschaft ( IMG mbH ) verpasst. Der geschichtsträchtige Chemiestandort im Süden, die Land- und gesamte Ernährungswirtschaft des Flächenlandes, der Maschinenbau, die Energiewirtschaft mit Windkraft- und Photovoltaikanlagen, die Forschungs- und Hochschulstandorte böten eine vielversprechende Entwicklungsbasis für das achtgrößte Bundesland. Die meist sozialdemokratisch geprägten Landesregierungen der letzten Jahre, haben es nicht verstanden die Strukturprobleme zu beseitigen. Um im Ländervergleich sich aus dem unteren Viertel zu erheben, ist eine unternehmensfreundlichere Wirtschaftspolitik unumgänglich. Mit Sorge beobachte ich hier im Saalekreis den Investitionsstopp der Chemieindustrie, auch durch zu hohe Energiepreise. Fazit: Um die meist positiven Voraussetzungen auch in positive Ergebnisse umzuwandeln muss ein Politikwechsel stattfinden, in allen Bereichen.

Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen-Anhalts mitgestalten?

Zu einer positiven Landesentwicklung gehören grundlegende Voraussetzungen in Tourismus, Industrie, Mittelstand und Handwerk. Bürokratieabbau und Steuerentlastung, insbesondere für Gründer, sehe ich als besonders wichtig. Fortbestand der Forschungseinrichtungen und Erhalt der Hochschulstandorte. Gewährleistung der inneren Sicherheit für die Bürger. Attraktivität und Lebensqualität in den Zentren durch Erhalt der kulturellen Einrichtungen. Vervollkommnung der Infrastruktur, nicht zuletzt durch Breitbandausbau. Ich stehe für ein bundeseinheitliches Schulsystem und den Erhalt der Grundschulen auch im ländlichen Raum.

Wie denken Sie über die in Sachsen-Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge? Welche Chancen und Probleme sehen Sie und wie möchten Sie darauf reagieren?

Es ist traurig wenn Menschen vor Krieg, Verfolgung und Terrorismus fliehen müssen. Die Flüchtlinge haben mein tiefstes Mitgefühl. Ich verstehe deren Suche nach besseren Lebensumständen voll und ganz. Die Ereignisse der letzten Monate hier in Deutschland sind mir jedoch unverständlich. Einen Anspruch auf Asyl für Kriegsflüchtlinge und Wirtschaftsflüchtlinge, die durch mehrere sichere europäische Länder gereist sind, erkenne ich im § 16a des Grundgesetzes nicht. Da die Bundesregierung von einer bevorstehenden Massenwanderung gewusst hat, hätten Grenzsicherungsmaßnahmen erfolgen müssen und eine gesamteuropäische Einigung über die vorübergehende Aufnahme und Schutzgewährung von registrierten Kriegsflüchtlingen. Vor Allem aber, empfinde ich die Beseitigung der Fluchtursachen als wichtigstes Ziel, einhergehend mit jeglicher Einstellung von Waffenexporten in den nahen Osten, die SPD Wirtschaftsminister Gabriel selbst noch im November 2015 genehmigt. Der § 16a GG aus dem Jahr 1949 bezieht sich nur auf Einzelfälle, denen man z.B. bei Julian Assange oder Edward Snowden hätte statt geben können. Das deutsche Asylrecht bezieht sich nicht auf Hunderttausende Einwanderer, wie wir es nun erleben und wie es die Bundeskanzlerin mit ihrer Einladung zu verantworten hat. Integration von Muslimen oder Immigranten aus dem Nahen Osten ist in der Vergangenheit in Deutschland schon als problematisch zu betrachten gewesen. Menschen mit anderer Religion, anderer Kultur und damit ganz anderen Wertevorstellungen ließen sich die letzten 40 Jahre nur schwer integrieren. Warum soll es nun innerhalb eines halben Jahres gelingen? Ich bin für kulturellen Austausch und eine Zusammenwachsen der Weltgemeinschaft in Frieden und wirtschaftlichem Miteinander, aber nicht unter Verlust der inneren Sicherheit und einhergehend mit schnellen, gravierenden Änderungen, die die Deutschen gar nicht wollen. Eine Volksbefragung zu diesem besonderem Thema erachte ich als unumgänglich, damit der Souverän seine Meinung unmissverständlich und damit für diese und kommende Regierungen bindend zum Ausdruck bringen kann. Trotz der Defizite in unserem Bildungssystem sind die Standards in Schul- und Berufsausbildung im Weltvergleich sehr hoch. Fachkräftemangel kann auch durch gezielte Einwanderung von gut Qualifizierten entgegengewirkt werden. Unkontrollierte Masseneinwanderung ohne Herkunfts- und Bildungsnachweis darf es in einem hochentwickelten Industriestaat nicht geben. Ich werfe der Bundesregierung eine gezielte Spaltung der Gesellschaft vor, denn Streit musste hier für jeden klar denkenden Menschen absehbar gewesen sein.

Was möchten Sie als Abgeordneter des Landtages für Ihren Wahlkreis tun?

Als Landtagsabgeordneter in Magdeburg, als Direktkandidat des Wahlkreises Merseburg – Leuna – Braunsbedra möchte ich die Sorgen und Nöte der Menschen und Unternehmen aufgreifen, ernst nehmen und ins Landesparlament tragen, um dort nachhaltige Lösungen vorzuschlagen und zu entwickeln, für alle Themen, für die die Landespolitik zuständig ist.


Welcher ist Ihr Lieblingsort in Sachsen-Anhalt?

Der Geiseltalsee. Oft fahre ich sonntags am Vormittag eine Runde auf dem asphaltierten Rundweg mit dem Rennrad. Blickt man bei schönem Wetter und guter Sicht vom Weinberg hinab, muss man sich nicht mehr nach der Toskana sehnen.