Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Seit nunmehr 48 Jahren. Ich wurde in Stendal geboren und lebe ohne Unterbrechung in der Altmark.


Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Ich habe zunächst handwerkliche Berufe erlernt und war auch in diesem Bereich tätig. Wie so viele Sachsen-Anhalter musste ich mich in den 90ziger Jahren beruflich noch einmal umorientieren. Ich absolvierte beim Land Sachsen-Anhalt eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten und qualifizierte mit zum Verwaltungsfachwirt fort. Einige Jahre war ich in der Staatskanzlei im Bereich der allgemeinen Verwaltung tätig, seit 2005 bin ich Mitarbeiter der Landtagsabgeordneten Dr. Helga Paschke.


Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Ich war bereits in jungen Jahren politisch interessiert, engagierte mich unter anderem zur Zeit des ersten Irakkrieges für eine konsequente Friedenspolitik und war Anfang der 90ziger Jahre auch Mitglied der Bürgerinitiative „Energiewende“, die sich schon damals für eine alternative Energiepolitik einsetzte. 1999 habe ich dann erfolgreich für den Stadtrat Stendal kandidiert. Seit dieser Zeit bin ich Kommunalpolitiker.

Was treibt Sie an?

Man schreibt mir einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn zu. Deshalb war mein politisches Engagement immer sehr stark auf sozialen Ausgleich ausgerichtet. Der Einsatz für Menschen, die nicht immer die größte Lobby haben, ist mir Herzensangelegenheit. So ist mir beispielsweise die anhaltend hohe Quote von Kindern die in der Altmark in Armut leben, ein Motor für politisches Engagement.

Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen?

Ich möchte mich dafür einsetzen, dass die verfassungsrechtlich zugesicherte kommunale Selbstverwaltung wieder mit Leben gefüllt wird. Das müssen die Städte und Gemeinden des Landes vor allem wieder finanziell in die Lage versetzt werden, um für die Menschen vor Ort die richtigen Entscheidungen zu treffen. Der Gestaltungsspielraum für die Kommunen ist durch die Kürzungen in den zurückliegenden Jahren immer mehr eingeschränkt worden. Ferner liegt mir der ländliche Raum besonders am Herzen. Regionen, wie die Altmark, dürfen nicht abgekoppelt werden. Die Menschen hier brauchen ebenso eine Entwicklungsperspektive, wie die in den Ballungsräumen. Wohnortnahe Bildungsangebote: von der Kita bis zur Hochschule; eine bedarfsgerechte medizinische Versorgung; schnelles Internet aber auch Freizeit- und Kulturangebote sind hier einige wenige Stichworte.


Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt in Deutschland und in Europa und welche Perspektiven sehen Sie für das Land?

Ich bin der Überzeugung, Sachsen-Anhalt kann mehr. Sachsen-Anhalt hat in den letzten Jahren durch die Politik der aktuellen Landesregierung seine Potenziale nicht ausgeschöpft. Durch eine falsche Prioritätensetzung – u.a. Billiglohnland – haben wir immer noch eine hohe Abwanderung zu verzeichnen und haben in vielen Bereichen die „Rote Laterne“. Sachsen-Anhalt braucht eine Politik die gestaltet und nicht nur verwaltet.


Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen-Anhalts mitgestalten?


Ich möchte mich mit meiner kommunalpolitischen Erfahrung in die Landespolitik einbringen und vor allem für die Menschen in den ländlichen Regionen Ansprechpartner sein.


Wie denken Sie über die in Sachsen-Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge? Welche Chancen und Probleme sehen Sie und wie möchten Sie darauf reagieren?

Die Menschen, die zu uns kommen, fliehen vor Krieg, Gewalt, Not oder anderen Katastrophen und brauchen zunächst mal unseren Schutz. Der einzelne Mensch in seiner Würde muss der Ausgangspunkt unseres Denkens und Handelns sein.

Sie stellen aber auch ein großes Potential dar. Sachsen-Anhalt hat in den letzten 25 Jahren viele Menschen durch Abwanderung verloren. Die Wirtschaft sucht in zahlreichen Bereichen bereits nach Fachkräften. Mit der richtigen Integrationspolitik können wir den Flüchtlingen hier wieder eine menschenwürdige Perspektive bieten.


Was möchten Sie als Abgeordneter des Landtages für Ihren Wahlkreis tun?

Der Wahlkreis „Stendal-Bismark“ ist, wie die gesamte Altmark, ländlich geprägt. Auf einer großen Fläche leben relativ wenig Menschen, die aber die gleichen Chancen zur Entwicklung brauchen, wie die Menschen in anderen Regionen des Landes. Deshalb ist der Erhalt der öffentlichen Daseinsvorsorge die vordringlichste Aufgabe, der ich mich stellen möchte.


Welcher ist Ihr Lieblingsort in Sachsen-Anhalt?

Ich habe nicht den einen Lieblingsort hier im Land. Ich mag die Altmark, bin aber auch gerne im Harz unterwegs. Entscheidend ist für mich, mit wem ich mich wo aufhalte. Mit Freunden und lieben Menschen kann ich an vielen Orten eine schöne Zeit verbringen.