Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Ich bin 1963 in Naumburg/Saale geboren, seitdem lebe ich in Sachsen-Anhalt.

 

Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Von 1977 bis 1981 besuchte ich die EOS, das heutige Landesgymnasium, in Schulpforta. Danach studierte ich an der Pädagogischen Hochschule in Erfurt.

Seit 1985 bin ich Diplomlehrerin für Mathematik, Physik und Astronomie. 1994 wurde ich erstmals ins Parlament gewählt. Meinen Beruf habe ich neben meiner Abgeordnetentätigkeit noch bis 1999 ausgeführt. Ich war u. a. von 1998 bis 2011 bildungspolitische Sprecherin meiner Fraktion, von 2002 bis 2007 stellv. Fraktionsvorsitzende und von 1997 bis 2013 die stellv. Landesvorsitzende der Frauen Union.

Den Rechnungsprüfungsausschusses leite ich zur Zeit als Vorsitzende, ebenso wie den Unterausschusses zur Überprüfung der Abgeordneten auf eine Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst der DDR. Weiterhin bin ich finanzpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion und Mitglied im 14. Parlamentarischen Untersuchungsausschuss.

Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Eher zufällig. Als Lehrerin hatte ich im Ort gute Kontakte. In der Wendezeit sprachen mich zwei Frauen an, die bereits politisch aktiv waren, ob ich mich ebenfalls mit einbringen wolle. Die Euphorie der Wendezeit faszinierte mich. Ich entschloss mich mitzuwirken und trat 1990 in die CDU ein.

Was treibt Sie an?

Für mich persönlich besteht der Anspruch, die Ämter und Positionen, die mir auferlegt und verantwortungsvoll anvertraut wurden, mit Sorgfalt und Hingabe zu erfüllen.

Von jeher war ich ein politischer Mensch, der auch konkret gewillt ist, bei der Suche nach Lösungen mitzureden und mitzugestalten. Dabei kommt es mir vor allem darauf an, die Probleme zu erkennen und Situationen anzusprechen, die entweder bewusst oder ungewollt entstehen. Diskutieren, debattieren und das zum Ausdruck bringen, was ich denke und fühle, ist mein innerer Anspruch. Ich bin aber immer darauf bedacht, fair und konstruktiv Veränderungen anzuregen. Daher will ich mich auch nicht gern vereinnahmen lassen, sondern selbst entscheiden. Dabei führe ich mit jeder politischen Kraft, die mit sachlichen und fachlichen Argumenten auf mich zukommt und mir ihre Ideen präsentiert, gern einen Dialog - ohne mich dabei dem Andersdenkenden zu verschließen.

 

Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen?

Als derzeitige Abgeordnete kenne ich die Bedürfnisse, die Probleme und die Mentalität der Menschen in meiner Region. Ich bin hier gut vernetzt, arbeite ehrenamtlich in mehreren Vereinen und möchte mithelfen, sie alle in der Landespolitik engagiert zu vertreten. Es ist mir persönlich wichtig, die positive Entwicklung unseres Landes weiter auszubauen und fortzusetzen und dies mit den Interessen der Bürger und meiner Region in Einklang zu bringen.

Eine auskömmliche Finanzierung unserer kommunalen Familie bildet dabei die Grundlage für die zukünftige Entwicklung unserer ländlichen Region. Unser Land steht vor enormen Herausforderungen, diese müssen wir gemeinsam und zielorientiert einer Lösung zuführen. Dabei ist mir eine intensive Kommunikation mit allen Beteiligten besonders wichtig.

Ich setze mich zudem aktiv dafür ein, dass Sachsen-Anhalt vielfältig und tolerant bleibt und jeglichem Extremismus und Ausgrenzung keine Chance gibt.

Ich verweise an dieser Stelle auf das umfangreiche Wahlprogramm meiner Partei!

 

 

Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt in Deutschland und in Europa und welche Perspektiven sehen Sie für das Land?

Sachsen-Anhalt liegt in der Mitte Deutschlands und in der Mitte Europas. Sachsen-Anhalt hat aus Deutschland und Europa viel Solidarität erfahren. Wir stehen zu Europa und zum Euro. Aber es gibt keine Leistung ohne Gegenleistung! Solidarität und Solidität sind zwei Seiten derselben Medaille. Die EU-Schuldenstaaten haben über Jahrzehnte hinweg über ihre Verhältnisse gelebt und müssen diese Entwicklung jetzt in Ordnung bringen. Europa hat nur dann eine Zukunft, wenn es gemeinsam seinen Wohlstand sichert. Wir wollen als CDU keine Euro-Bonds und auch keine europaweiten Banken-Einlagensicherungssysteme zulasten der deutschen Sparer.

In den vergangen Jahren war die Eurokrise das dominante Thema. Wir haben stets dafür geworben, dass sich Europa darauf besinnt, was es gemeinsam stark gemacht hat – ein gemeinsames Wertefundament. Wir wollen ein gemeinsames Europa, in dem die europäischen Mitgliedstaaten und Regionen eigenständig in gemeinsamer Verantwortung agieren können. Für uns war und ist klar, dass alle Mitgliedstaaten mit den eigenen Einnahmen auskommen müssen. Solide Haushalte und strukturelle Reformen sind eine Daueraufgabe der Politik. Heimische Sparerinnen und Sparer dürfen nicht die sozialen Wohltaten anderswo finanzieren.

Im Rahmen der EU-Programmierung der EU-Strukturfonds haben wir erreicht, dass auch in den kommenden Jahren finanzielle Mittel für den Aufholprozess unseres Landes zur Verfügung stehen. Mit einem finanziellen Sicherungsnetz in Höhe von 60 Prozent und dem Zuschuss-Fonds in Höhe von 510 Millionen Euro kann Sachsen-Anhalt trotz seines erfolgreichen Aufholprozesses auch in der neuen EU-Förderperiode mit etwa 64 Prozent seiner bisherigen Zuflüsse rechnen. Dieses Geld setzen wir dafür ein, dass der wirtschaftliche Aufholprozess weitergeht.

 

Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen-Anhalts mitgestalten?

Die Zukunft des Landes Sachsen-Anhalt liegt mir sehr am Herzen. Auch wenn es unterschiedliche Auffassungen zu den jeweiligen Politikfeldern gibt, ist es unabdingbar Antworten und Lösungswege zu suchen und zu finden. An diesem Diskurs, im Suchen nach den besten Lösungen möchte ich mich aktiv in allen Bereichen beteiligen.

 

Wie denken Sie über die in Sachsen-Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge? Welche Chancen und Probleme sehen Sie und wie möchten Sie darauf reagieren?

Deutschland ist derzeit das Zielland von Flüchtlingen, die bei uns Sicherheit vor Krieg, Verfolgung, Not oder auch einfach nur ein besseres Leben suchen. Die große Hilfsbereitschaft, die wirtschaftliche Stärke unseres Landes als auch die hohen Unterbringungsstandards und Sozialleistungen sind Gründe, warum viele der Menschen nach Deutschland wollen. Die zunehmende Intensität der Einreise stellt uns vor enorme Probleme, da wir innerhalb eines kurzen Zeitraumes für eine Vielzahl an Hilfesuchenden menschenwürdige Unterbringungsmöglichkeiten bereitstellen müssen. Die Aufnahmezahlen zeigen, dass Sachsen-Anhalt seiner humanitären Verantwortung gerecht wird und nach Kräften Asylsuchende und Flüchtlinge aufnimmt. Menschen, die wegen politischer Verfolgung oder menschenrechtswidriger Behandlung in ihrer Heimat zu uns kommen, können Aufnahme erwarten. Dabei müssen die Maßnahmen der Integration und des Zugangs zum Arbeitsmarkt weiter verbessert werden. Sachsen-Anhalt und die hier lebenden Bürger tun sehr viel, um die Menschen hier willkommen zu heißen und ihnen zu helfen.

In den Maßnahmen und Entscheidungen, die derzeit beschlossen und getroffen werden, muss ein Augenmerk darauf liegen, dass wir den Realitätssinn bewahren und nicht durch blinden Optimismus an eben diesem scheitern.

Die Gebote der Stunde sind: Das Finden von europäischen Lösungen, die Beschleunigung der Asylverfahren einschließlich von Rückführungen, die Schaffung menschenwürdiger Flüchtlingsunterkünfte und die Beseitigung von Fehlanreizen. All das müssen und werden wir auf den Weg bringen.

Was möchten Sie als Abgeordneter des Landtages für Ihren Wahlkreis tun?

Der Wahlkreis 40 Querfurt, den ich im Landtag von Sachsen Anhalt vertrete, umfasst 3 Landkreise. Die Städte und Gemeinden mit allen ihren Eigenheiten und der ganzen Vielfalt ihrer nach wie vor identitätsstiftenden ehemals selbständigen Teilorte. Im südlichsten Zipfel des Landes gelegen, zählt diese Region zum vielzitierten „Ländlichen Raum“.

Die Menschen, mit denen ich tagtäglich umgehe, vermitteln mir, was ich so nur in meinem Wahlkreis erfahren kann: Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl.

Die Triebfeder meiner Arbeit als Landtagsabgeordnete: Auf meinem Platz dazu beizutragen, dass im Wettbewerb der Landesteile nicht nur die Ballungsräume Aufmerksamkeit genießen. Im Wettbewerb um knappe Gelder die Interessen meines Wahlkreises zu artikulieren. Ob es nun um dringende Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur oder die spezifischen Probleme beim polizeilichen Nachwuchs geht, um die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation, Sanierungsprogramme oder Bildungsfragen: Meinem Wahlkreis gilt die Priorität meines politischen Handelns.

Dabei schöpfe ich zum einen aus meinen Erfahrungen in der Kommunalpolitik, zum anderen aus wertvollen Anregungen, die sich im ungezwungenen Austausch mit Arbeitnehmern, Unternehmern, Kommunalpolitikern und vielen ehrenamtlich Engagierten ergeben.

 Viele der Themen, denen ich mich widme, zählen unbestreitbar zu den „dicken Brettern“, die es in der Politik zu bohren gilt: Ob der Ausbau der B 87, der wesentlich ist für die Wohnqualität der Menschen in den betroffenen Orten, der Ausbau von Landesstrassen zur verbesserten Anbindung wichtiger Wirtschaftsräume an das Bundesfernstraßennetz oder ein verlässlicher Takt im Öffentlichen Personennahverkehr mit Anschluss an überregionale Schienenverbindungen – die Liste der Beispiele, die mich in beinahe allen meinen politischen Funktionen von Anfang an beschäftigt haben und als Abgeordnete weiter beschäftigen, ist lang.

 Und nicht zu vergessen: Viele Mitbürgerinnen und Mitbürger wenden sich mit ganz persönlichen Anliegen an mich, deren Lösungen besonders befriedigend sind, wenn ich unspektakulär Ergebnisse zum Wohl der Betroffenen erzielen kann.

Welcher ist Ihr Lieblingsort in Sachsen-Anhalt?

Am liebsten bin ich in meiner Heimat, der Saale-Unstrut-Region!