Interview

Wie lange leben Sie schon in Sachsen-Anhalt?

Ich wurde in Sachsen-Anhalt im Burgenlandkreis geboren. Bis auf eine kurze Auszeit während meines Studiums, habe ich bislang mein Leben in Sachsen-Anhalt verbracht.


Auf welche Ausbildung und welche beruflichen Erfahrungen blicken Sie zurück?

Nachdem ich in Zeitz mein Abitur ablegte, studierte ich in Leipzig Landwirtschaft. Neben einem breit angelegten Studium der Tierproduktion erlaubte mir meine Ausbildung noch eine Spezialisierung auf landwirtschaftliche Wildhaltung.

Seit 1991 arbeite ich für ein vom Bund finanziertes, sehr anspruchsvolles Projekt der Umweltschadstoffüberwachung. Als Teil eines wunderbaren Teams bin ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Trier deutschlandweit tätig.

Zusätzlich bin ich Inhaberin eines Ingenieurbüros, das Gutachten im Umwelt- und Naturschutz erarbeitet. Hier blicke ich mittlerweile auf eine 18 jährige, erfolgreiche Tätigkeit als Selbstständige zurück.

Zur Ausbildung zähle ich auch die Bewältigung des „grünen Abiturs“. Ich habe das Weidwerk erlernt und verbinde damit sinnvolle Nutzung der natürlichen Ressourcen und gelebten Naturschutz.


Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Das Wahlrecht wahrzunehmen war mir immer wichtig. Irgendwann reichte mir das aber nicht mehr. Ich wollte eigene Ideen zur Gestaltung der Gesellschaft einbringen. Meinen Grundüberzeugungen folgend, selbst Verantwortung zu übernehmen und „Privat vor Staat“ gelten zu lassen, kam dafür nur die FDP in Frage. Ich bringe meine Energie als Vorsitzende des FDP-Ortsverbandes Mansfelder Land, stellv. Kreisvorsitzende im Landkreis Mansfeld-Südharz, sachkundige Einwohnerin im Kreistag, Mitglied in der Liberalen Initiative Mittelstand Sachsen-Anhalt e.V. und in der Innenstadtgemeinschaft Hettstedt ein.


Was treibt Sie an?

Menschen, die ihren jeweiligen Tätigkeiten und Aktivitäten gern nachgehen, begeistern mich. Achtsamkeit im Umgang mit Menschen und meiner Umgebung treibt mich um und an. Wenn ich sehe, wie viele „Reibungsverluste“ es gibt, weil es in Deutschland wichtiger ist Formulare auszufüllen und Dokumentationen zu erstellen, statt Ideen verfolgen zu können, tut mir das um all die ungenutzten Potenziale weh. Gestalten statt Verwalten ist meine Devise.


Darüber hinaus finde ich Geiz nicht geil sondern ignorant. Für gute Produkte muss ein auskömmlicher Preis aufrufbar sein. Das betrifft vor allem Lebensmittel aber auch Dienstleistungen. Ein Umdenken hier würde ich sehr gern mit anstoßen. Eine immer mehr um sich greifende Wegwerfmentalität sollten wir uns auf Dauer nicht leisten.


Was haben Sie sich im Falle einer Wahl zum Mitglied des Landtages vorgenommen?

Nicht schon vorgefertigte Lösungen parat zu haben, sondern in intensiven Gesprächen mit Fachleuten und vom jeweiligen „Problem“ Betroffenen verschiedene Sichtweisen zu erkunden.


Ich möchte Naturnutzer und Naturschützer wieder zu mehr gegenseitigem Verständnis bringen. Die Naturnutzer sollten nicht per se verteufelt werden und Naturschutz darf kein Wirtschaftshemmnis sein. Bestehende EU-Regelungern sind zu beachten, aber Gestaltungsspielraum muss besser genutzt und Naturschutz muss nachhaltiger etabliert werden.


Ich möchte zuhören was ist, machen was geht und an Problemlösungen dranbleiben. Wenn mal Fehler gemacht wurden oder sich Situationen ändern, will ich das auch offen zugeben können. Ich will mich echtem Wettbewerb um gute Ideen stellen und nicht nach der Wählergunst schielen. Unbequemes muss auch angesprochen werden.

Die Schulbildung ist so weiterzuentwickeln, dass sie lebensorientierend wirkt. Selbstorganisation, Teamkompetenz, Umgang mit Verschiedenheit, Handlungsmut, Querdenken, Herzkraft, Kreativität, Innovations- und Begeisterungsfähigkeit sollten Bildungsinhalte werden. Wir müssen weg vom „Arbeitsblattlernen im Gleichschritt“, hin zu individualisiertem Lernen.


Welche Rolle spielt Sachsen-Anhalt in Deutschland und in Europa und welche Perspektiven sehen Sie für das Land?

Sachsen-Anhalt soll sich vom „Land der Frühaufsteher“ zum „Land der Ausgeschlafenen“ entwickeln. Die Landesregierung muss dafür den Weg bereiten. Überflüssige Bürokratie muss verschwinden. Denkverbote sind verboten. Die Menschen müssen in ihren Entwicklungswünschen ernstgenommen und in die Gestaltung der Gesellschaft mehr einbezogen werden. Ich möchte, dass Sachsen-Anhalt wieder mehr Mut- statt Wutbürger bekommt. Sachsen-Anhalt soll nicht nur in der geographischen Mitte Deutschlands liegen, sondern auch in Bezug auf die Wirtschaftskraft seiner Unternehmen, die Lebenszufriedenheit seiner Bürger und die Kompetenz seiner Schüler, Auszubildenden und Studenten.


Wie wollen Sie die Zukunft Sachsen-Anhalts mitgestalten?

Durch aktive politische Arbeit. Ich möchte Menschen zusammenbringen, die dann gemeinsame Ziele erkennen und verfolgen. Das ist mir mit der „Innenstadtgemeinschaft Hettstedt“ schon sehr gut gelungen. Diesen Weg möchte ich gern weiter beschreiten.


Wie denken Sie über die in Sachsen-Anhalt in den letzten Monaten aufgenommenen Flüchtlinge? Welche Chancen und Probleme sehen Sie und wie möchten Sie darauf reagieren?

Humanitäre Hilfe ist Pflicht. Aber die Zahl der in Deutschland und damit auch in Sachsen-Anhalt Schutz Suchenden muss sinken. Außenpolitische Priorität hat daher die Verbesserung der Lage der syrischen Flüchtlinge in den Auffanglagern, zum Beispiel in der Türkei, in Jordanien und dem Libanon, weil sich sonst weitere Millionen Menschen in Bewegung setzen. Innerhalb Europas muss eine faire Verteilung der Lasten erreicht werden – die EU hat als Verein von Rosinenpickern keine Zukunft!

Kriegsflüchtlinge sollten für die Dauer der Bedrohung in ihrer Heimat humanitären Schutz genießen. Deutschland muss jedoch das klare Signal in die Herkunftsländer senden, dass wir uns bei aller Solidarität das Heft des Handelns nicht aus der Hand nehmen lassen. Deshalb sollten wir Flüchtlinge nur dulden, aber vom weitgehenden Asylverfahren ausschließen! Das entlastet die Behörden und erspart uns eine Debatte über das Asylrecht im Grundgesetz, die sonst in Kürze scharf geführt werden wird, aber nichts bringt. So werden auch Ausweisung und spätere Rückführung erleichtert. Dieses Verfahren hat sich in den neunziger Jahren bei den Bürgerkriegsflüchtlingen vom Balkan bewährt. 

Deutschland braucht ein modernes Einwanderungsgesetz, das die chaotische Zuwanderung wieder vernünftigen Regeln unterwirft! Als alternde Gesellschaft brauchen wir in vielen Berufen Zuwanderer. Aber wir haben ein Recht darauf, uns diejenigen auszusuchen, die wir in unseren Arbeitsmarkt einladen.
 

Was möchten Sie als Abgeordneter des Landtages für Ihren Wahlkreis tun?


Ich würde einen Wettbewerb ausrufen, wer die unternehmerfreundlichste Verwaltung ist. Diese muss davon Vorteile haben. Die Folge sollen mehr Unternehmermut und viele umgesetzte Unternehmerideen sein, die damit Wirtschaftswachstum erzeugen. Gängeln muss der Vergangenheit angehören. Behörden müssen als Servicezentren entwickelt werden.


Ich würde gern weitere Innenstadtgemeinschaften zur Förderung des Gemeinschaftsgefühls eines Ortes und des Verantwortung Übernehmens für eine vitale Innenstadt gründen und begleiten.


Ich würde gern Gesprächsrunden von Naturschützern und Naturnutzern initiieren, um gegenseitiges Verständnis zu erzeugen und gemeinsame Ziele zu verfolgen. Daraus sollen sich Partnerschaften entwickeln, die Nutzung und Schutz nachhaltig vereinen und Umweltbildung betreiben.


Ich würde gern eine Imagekampagne für regionales Einkaufen anschieben.


Bildung muss als Mittel zur Stärkung der Region begriffen werden. Intelligente Bürger sollen sich im Beruf möglichst hier verwirklichen können. Ich will Bildung in all ihrer Vielfalt fördern.



Welcher ist Ihr Lieblingsort in Sachsen-Anhalt?

Das sind ganz viele, unterschiedliche Orte. Sie haben immer mit Menschen zu tun, die mit Einfallsreichtum Sachsen Anhalt lebens- und liebenswert machen.